Das Jahr, in dem so vieles anders wurde für Marseille, war 2013. Die Mittelmeermetropole wurde für zwölf Monate zur Europäischen Kulturhauptstadt, ließ sich im Vorfeld dafür nicht lumpen und putzte sich in ihrem Erscheinungsbild mächtig heraus.

Mit dem Stadterneuerungsprojekt Euromediterranée, das dem ehemals berüchtigten Bahnhofsviertel ein völlig neues Gesicht gab, hatte man schon 1989 begonnen. 2013 kam zum Beispiel das vom französischen Stararchitekten Rudy Ricciotti entworfene Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeers (MuCEM) dazu. Die Stadt, der Staat und die Region der Provence ließen 60 Kultureinrichtungen um- oder neu bauen und gaben dafür 660 Millionen Euro aus.

Die Stadt wurde von einer Welle von 400 Veranstaltungen überzogen. Musik-, Literatur- und Lyrikfestivals, Malerei-, Fotografie- und weitere Ausstellungen, Straßen- und Open-Air-Events wurden in vier Kapitel aufgeteilt, von denen jedes für eine Jahreszeit stand: „Marseille empfängt die Welt“, „die strahlende Stadt“, „die Kunst kommt an die Luft“ und „Enthüllungen“.

Natürlich gab es auch Kritik an dem Mammutprojekt, für das ärmere Bewohner das Zentrum verlassen mussten und an den Stadtrand gedrängt wurden. Aber als der britische „Guardian“ im vergangenen Jahr aus Anlass der Fußball-Europameisterschaft die Spielorte vorstellte, schrieb er: „Seit der Zeit als Europäische Kulturhauptstadt 2013 hat Marseille sein Image als ungeschliffener Diamant abgeworfen.“