Die „Zeit“-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius hat einen Grundrechtekatalog für die gewandelte Netz-Gesellschaft angeregt: die Digitalcharta

Das Internet ist eine grandiose Erfindung. Es birgt unendlich viele Chancen. Es verbindet Menschen über Kontinente hinweg. Es bildet unsere globalisierte Welt unmittelbar ab und trägt sie direkt über unsere Rechner über die soziale Netzwerke in die Wohnzimmer. Es vereinfacht unseren Alltag auch auf ganz praktische Weise. Die Digitalisierung hat alle Bereiche des Zusammenlebens – von der Wirtschaft bis zum politischen Handeln – dramatisch verändert. Damit sich die mit der Digitalisierung verbundenen Hoffnungen einlösen, darf sie ihre gesellschaftliche Akzeptanz nicht verspielen. Denn längst sehen viele Menschen das Internet als einen durchaus ambivalenten Ort. Es gibt dunkle Ecken in der Technologie. Geschäftsleute haben Möglichkeiten entdeckt, unser Verhalten im Netz zu beobachten und auszuwerten. Politische Diskussionen laufen häufig nicht nach Regeln des Respekts und der sachlichen Auseinandersetzung ab, es gibt Hass, Verunglimpfung bis hin zu justizia­blen Beiträgen. Das Internet ist ein hochemotionales Gebilde.

Bereits 2015 hat die „Zeit“-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius ein Labor gegründet, das sich mit den Folgen des digitalen Wandels auseinandersetzt. Initiiert von der Stiftung wurde ein runder Tisch einberufen mit Persönlichkeiten aus der Netzgemeinde, aus Kunst und Kultur, Medien, Wissenschaft und Politik. Die Initiatoren setzen sich dafür ein, dass die Bürgerrechte im digitalen Zeitalter gewahrt werden müssen. Ergebnis ist der Entwurf eines digitalen Grundrechtekatalogs, die Digitalcharta, im Netz zu finden unter https://digitalcharta.eu. Ihre bislang 23 Artikel reichen von der Menschenwürde bis hin zu Datenschutz und Datensicherheit. Nun gilt es, sie nach dem Willen der Macher im Netz weiterzuentwickeln und zu diskutieren. 400 Kommentare finden sich bereits unter dem Text, die sich auch durchaus kritisch mit den Thesen aus­einandersetzen. Jeder Nutzer kann neue Texte beziehungsweise Änderungen vorschlagen.

Der angestoßene Prozess geht weiter. Doch was nutzen Spielregeln basierend auf einem europäischen Werteverständnis, wenn es an politischer Durchsetzbarkeit fehlt? Hier will die „Zeit“-Stiftung den Prozess weiterentwickeln. Auf den folgenden Seiten stellen wir Ihnen den Stand der Initiative und deren Macher vor.

Digital Charta Weitere Infos unter https://digitalcharta.eu