Das Drama „Toro“, Debütfilm von Martin Hawie, lässt einen als Zuschauer hilflos zurück

Wie viele andere Migranten sind auch der Pole Toro (Paul Wollin) und der Spanier Victor (Miguel Dagger) vor Jahren nach Deutschland gezogen, um hier ihr Glück zu suchen. Gefunden haben es die beiden Freunde nicht: Als Callboys kommen sie mehr schlecht als recht über die Runden – Toro für einsame ältere Frauen, Victor für die männliche Kundschaft.

Toro will zurück in die Heimat, um dort einen Boxclub zu eröffnen – mit seinem Freund. Doch immer wieder machen ihm andere einen Strich durch die Rechnung, Victors Schwester Emilia (Leni Speidel) etwa. Und die Gangster, denen Junkie Victor viel Geld schuldet.

Obwohl „Toro“ in Köln spielt, der Stadt der närrischen Freude und gut gelaunten Offenherzigkeit, hat Regisseur und Drehbuchautor Martin Hawie einen extrem düsteren Debütfilm abgedreht. Er führt in eine gefühlskalte Parallelgesellschaft, aber auch in die Abgründe der menschlichen Seele. Passend hat der Regisseur den gesamten Film in Schwarz-Weiß gedreht. Wichtigen Themen wie Victors Drogensucht und Toros angedeutete, aber nie zugelassene Gefühle für seinen Freund, werden praktisch nicht angesprochen. „Toro“ lebt von der Physis und der (unterdrückten) Energie der jungen Protagonisten.

Der gebürtige Peruaner Hawie wollte offenbar ein bisschen zu viel. Was als Porträt der Kölner Stricherszene beginnt und dabei Interessantes über desillusionierte Einwanderer erzählen könnte, verläuft sich in zu vielen Richtungen. Diese Vernachlässigungen sind am Ende bedauerlich, wenn die anfangs dokumentarisch anmutende Herangehensweise für ein überhastet erzähltes und überzogenes Drama geopfert wird. Ein bisschen hilflos lässt einen der Film dann zurück.

„Toro“ D 2015, 84 Min., ab 16 J., R: Martin Hawie, D: Paul Wollin, Miguel Dagger, tägl. im 3001