Als ich den Artikel über Suizid-Hinterbliebene schrieb, erinnerte ich mich wieder an meine Freundin Andrea, deren Vater sich umbrachte, als sie 17 war. Die Eltern besaßen ein Malergeschäft und Pferde, „Andy“ und ich ritten zusammen. Die Familie erschien mir immer so fröhlich, es wurde viel gefeiert, der Freundeskreis war groß. Und plötzlich existierte nur noch Entsetzen bei den Bekannten und Sprachlosigkeit bei der Mutter, dem blinden Bruder und Andy. Mit ihr fuhr ich kurz darauf in Urlaub, wir sprachen nie über den Suizid des Vaters, den sie voll mitbekommen hatte, weil er sich im Zimmer neben ihr erschossen hatte. Wir versuchten stattdessen den Strand, das Meer und die Partys zu genießen und ich frage mich bis heute, ob das wohl das Richtige für sie war.

Das war Ende der 80er und bei uns gab es keine Gruppenangebote für Hinterbliebene nach Suizid. Die Familie musste alleine mit ihrer Trauer, dem Getuschel der Dorfbewohner und der anschließenden Pleite ihres Geschäftes umgehen. Ich hatte den Kontakt zu Andy für lange Jahre verloren, bis wir uns vor Kurzem über Facebook wiedergetroffen haben. Ihr Leben verlief nicht gut, ich hätte es ihr so gewünscht – und auch, dass es damals schon Trauergruppen für sie gegeben hätte.