Berlin.

In dem Science-Fiction-Thriller „Minority Report“ zeigt Regisseur Steven Spielberg eine Zukunft, in der Morde durch Vorhersage verhindert werden. In dem Film von 2002 ist das Zusammenspiel von Menschen mit paranormalen Fähigkeiten dafür die Grundlage. Heute ist „Predictive Policing“ – vorausschauende Polizeiarbeit, wie Ermittler sie nennen – keine Zukunftsvision mehr. Dabei geht es aber nicht um Hellseherei und Mordprävention, sondern um den softwaregestützten Kampf gegen Einbrecher.

Während die Polizei in Hamburg noch bis Ende des Jahres wissenschaftlich der Frage nachgeht, ob die Methode für den Einsatz in Großstädten geeignet ist, wird in anderen Bundesländern entsprechende Technik bereits eingesetzt oder getestet. In Niedersachsen zum Beispiel stellte die Polizei am Donnerstag die selbst entwickelte App „PreMap“ vor. Diese informiert die Beamten vor Ort mobil über die Einbrüche der letzten vier Wochen. Markierungen auf dem Tabletcomputer zeigen Einbruchsschwerpunkte und Prognosen für Wiederholungstaten.

Bereits seit über einem Jahr wird „Predictive Policing“ auch in Nordrhein-Westfalen angewendet. Basis dafür ist ein Statistikprogramm des Software-Anbieters IBM. Seit dem Umbau für regionale Bedürfnisse heißt es „Skala“. Von vergleichbaren Programmen gibt es weltweit bereits mehr als ein Dutzend. „Skala“ arbeitet nach dem Ansatz des sogenannten Data Mining: Dabei wird Statistik auf große Datenbestände übertragen. So analysiert das Programm, welche Bedingungen in der Vergangenheit bestimmte Einbrüche begünstigt haben und gleicht diese mit aktuellen Entwicklungen ab. Es entstehen Prognosen von Risikogebieten, die an die Polizei vor Ort übermittelt werden. Wie diese damit umgeht, entscheidet sie selbst. Mehr Streife fahren zum Beispiel oder Anwohner zur Achtsamkeit aufrufen. Hinzu kommen weitere Bestandteile normaler Polizeiarbeit: Personen- und Sachfahndung oder täterorientierte Ermittlungen.

Anfang dieses Jahres weitete NRW das Projekt aufgrund positiver Rückmeldungen von zwei auf sechs Städte aus. Als Zwischenfazit wollen Landeskriminalamt und Innenministerium nur so viel preisgeben: In Brennpunktbehörden sei ein deutlicher Rückgang der Einbrüche feststellbar gewesen, sagt LKA-Sprecher Frank Scheulen. Und das möglicherweise auch dank „Predictive Policing“. Was die eingesetzte Software aber ganz sicher nicht kann, darin sind sich die Ermittler einig: die Vorhersage einer konkreten Tat.