Ein Box-Weltmeister bricht sich bei einem Autounfall das Genick. Mit Glück überlebt er, laut Diagnose wird er wohl nie wieder laufen können. Trotzdem steht er 13 Monate später wieder im Ring und erkämpft sogar einen weiteren Weltmeistertitel. Das ist so eine Geschichte, von der man sagt: Kein Drehbuchautor würde sich trauen, sie zu erfinden.

Dem Boxer Vinny Pazienza ist sie allerdings passiert. Er hat sie sich erkämpft. Denn anders als das Leben, hält sich das Kino ungern mit Zufällen oder purem Glück auf. Es erzählt Pazienzas Drama lieber als Geschichte eines Helden, der sich ohne Betäubung Stahlschrauben in den Schädel drehen lässt, der im Keller seiner Eltern heimlich Gewichte stemmt, statt nur im Bett zu liegen. „Bleed For This“ handelt von der Kraft des Willens, mit der Pazienza das Unglaubliche schafft und über sein Schicksal triumphiert.

Für eine Extraportion Authentizität sorgt Miles Teller, der bereits als Student eines sadistischen Schlagzeuglehrers in „Whiplash“ seine psychischen und physischen Grenzen bis zum letzten Schweißtropfen ausreizte – und vor zehn Jahren selbst einen schweren Autounfall überlebte. Einmal mehr erinnert Tellers Wirkung hier aber eher an jene eines Extremsportlers, der sich, nicht ganz frei von Eitelkeit, bei der Ausübung seiner Disziplin beobachten lässt. Zwischentöne, Reflexion oder sogar Humor sind seiner Darstellung auffallend fremd. Dem realen Pazienza mag das möglicherweise gerecht werden, ein mitreißender Kinocharakter entsteht so allerdings nicht. Trotzdem ist „Bleed For This“ ein unterhaltsamer, dicht inszenierter Boxfilm.

„Bleed For This“ USA 2017, 117 Min., ab 12 J.,
R: Ben Younger, D: Miles Teller, Aaron Eckhart, Katey Sagal, täglich im UCI Othmarschen-Park; www.bleedforthisfilm.com