Flüchtlingskomödien sind zurzeit sehr populär, 2016 war „Willkommen bei den Hartmanns“ sogar der erfolgreichste deutsche Film des Jahres. In Frankreich hat es sich schon zu einem eigenen Subgenre entwickelt. „Alles unter Kontrolle“ dreht nun den Spieß um. Der französische Grenzpolizist José (Ary Abittan) soll einen straffällig gewordenen Afghanen (Medi Sadoun) nach Kabul abschieben. Doch der behauptet steif und fest, Opfer eines Justizirrtums und eigentlich Algerier zu sein.

José und sein Kollege Guy (Cyril Lecomte) machen ungerührt Dienst nach Vorschrift, doch als das Flugzeug auf Malta notlanden muss, gelingt es dem Häftling zu entwischen. Auf der turbulenten Verfolgungsjagd verschlägt es sie schließlich ins Auffanglager auf Lampedusa – in dem José selbst für einen arabischen Flüchtling gehalten wird.

Philippe de Chauverons Multikultikomödie „Monsieur Claude und seine Töchter“ lockte in Deutschland vier Millionen Zuschauer ins Kino. Auch dank der nonchalanten Art, den alltäglichen Rassismus in der Gesellschaft zu verharm­losen. Diesmal hat der Regisseur noch weniger Gespür, vor dem Hintergrund der realen Flüchtlingskatastrophe den richtigen Ton zu finden. Die albernen Scherze über Tricksereien der Geflüchteten und die Gleichgültigkeit der Beamten sind voller Klischees und selbst mit viel gutem Willen nicht als Satire erkennbar. Es hapert am Timing. Unter Kontrolle hat der Regisseur leider gar nichts.

„Alles unter Kontrolle“ F 2016, 87 Min., o. A.,
R: Philippe de Chauveron, D: Ary Abittan, Medi Sadoun, täglich im Passage, UCI Othmarschen Park; www.alles-unter-kontrolle-der-film.de