Hamburg spielt eine nicht unbedeutende Rolle in der Karriere von GoGo Penguin. Als das britische Trio 2014 beim Überjazz-Festival auf Kampnagel spielte, saß ein gewisser Don Was im Publikum. Der Amerikaner gilt als einer der einflussreichsten Produzenten in der Popmusik und hat für Größen wie die Rolling Stones, Iggy Pop, Elton John und Bob Dylan gearbeitet. Seit 2011 gehört er zum Vorstand des Blue-Note-Labels, das seit den 50er-Jahren eines der wichtigsten Jazz-Labels der Musikgeschichte und die Heimat von Künstlern wie Herbie Hancock, Ornette Coleman und Art Blakey war. Heute veröffentlichen dort unter anderen Norah Jones und Van Morrison – und seit dem vergangenen Jahr auch GoGo Penguin. „Man Made Object“, das dritte Album der Band aus Manchester, erschien dort 2016 und brachte der Band den nächsten Schub an Aufmerksamkeit.

„Eigentlich sind wir gar keine Jazzband. Wir machen elektronische Musik auf akustischen Instrumenten“, sagt Pianist Illingworth über das Konzept der Gruppe. „Jazz ist ein Kategoriesystem, das alles vom Free Jazz eines Ornette Coleman bis zum Bigband-Sound von Robbie Williams umfasst“, ergänzt Schlagzeuger Rob Turner. Drittes Mitglied von GoGo Penguin ist Bassist Nick Blacka. 2012 haben sich die drei ehemaligen Musikstudenten zusammengefunden, um neue musikalische Wege zu beschreiten. Electro-Künstler wie Aphex Twin und Brian Eno haben das Trio genauso beeinflusst wie das schwedische Jazztrio e.s.t. oder die klassischen Komponisten Claude Debussy und Dimitri Schostakowitsch.

Manchester steht in der britischen Rockmusik für Bands wie die Smiths, New Order oder Oasis. Und es war in den 80er- und frühen 90er-Jahren der Ort, an dem im Hacienda-Club Acid House entstand und zahllose Rave-Partys gefeiert wurden. DJs wie der Drum&Bass-Innovator Roni Size hatten ebenfalls einen großen Einfluss auf den Sound des Trios. Bereits als Teenager hat Illingworth das Hacienda besucht und war begeistert von den enormen Möglichkeiten, die Size und andere aus ihren Plattenspielern und Electro-Geräten herausholten. Auch GoGo Penguin setzen sich nicht hin und notieren ihre Stücke, sondern kreieren sie aus Computerprogrammen und Loop-Stationen. Auf der Bühne jedoch übertragen sie diese Klänge auf ihre akustischen Instrumente. Und deshalb gelten die drei als Jazzband. Chris Illingworth sagt jedoch: „Wir genießen die Freiheit, nicht über Stilschubladen nachdenken zu müssen. Man kann so Ideen ausprobieren, die man erst gar nicht in Erwägung ziehen würde, wenn man eine Jazzgruppe wäre.“

Illingworths minimalistische Pianofiguren treffen im Konzert auf Blackas pulsierenden Bass und die Breakbeats von Rob Turner. Gemeinsam erzeugen die drei eine komplexe Musik mit einem nicht nachlassenden Puls und technoartiger Tanzmusik. In Hamburg ist GoGoPenguin bereits dreimal beim Überjazz-Festival aufgetreten, die Gruppe hat im Mojo Club gastiert und kommt jetzt zum ersten Mal ins Uebel & Gefährlich. Eine gute Location für die „Mancunians“, denn das
Uebel steht auch für fortschrittliche Tanzmusik.

GoGo Penguin Do 6.4., 21 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66, Karten zu 26 Euro im Vorverkauf