Wenn unsere Tochter Besuch von ihrer besten Freundin hat, kramen die beiden gern in unserer Musiksammlung. Das „Echt nix Gutes dabei“-Stöhnen folgt zumeist nach wenigen Minuten. Am schlimmsten, sagte unsere Tochter neulich, sei der „Simon und der Funkel“.

Das traf mich doch härter als jede Kritik an meinem Outfit. Paul Simon und Art Garfunkel bete ich geradezu an, und als ich sie Anfang der 1980er im Dortmunder Westfalenstadion live erleben durfte, habe ich vor Freude geweint. Andererseits gehört der Generationen-Zwist um Musik zur Familie wie die leidigen Diskussionen um Taschengeld und Schulnoten. Während mein Vater meine Springsteen-Platten einst am liebsten entsorgt hätte, fand ich die elterliche James-Last-Sammlung noch schlimmer als Spinat.

Peter Wenig
Peter Wenig © HA | Andreas Laible

Und deshalb freue ich mich auf den Tag, wenn in ferner Zukunft unser Enkelkind die gesamte elterliche Sammlung der Werke von Cro und Co. lauthals spottend in die unendlichen Weiten des Internets beamen wird, unerreichbar für jeden, dauerhaft gelöscht. Dann werde ich lächelnd zurück in unsere Wohnung schreiten – wohl an einem Rollator, aber egal – und den knarzenden Dual-Plattenspieler reaktivieren, der noch auf irgendeinem Dachboden stehen muss. Die Original-LP mit den „Greatest Hits“ , die ich Idiot damals zugunsten einer CD eingetauscht habe, wird sich schon noch auftreiben lassen. Und dann drehe ich „Sound Of Silence“, „Bridge Over Troubled water“ und „Mrs. Robinson“ bis zum Anschlag auf. Als Mitglied der Generation Hörgerät darf ich das. Im Lehnstuhl schaue ich dann zurück. Auf meine große Zeit mit Simon. Und Funkel.