Von einem Erlebnis an der Sicherheitsschleuse und der Frage: Warum sind so viele Menschen so unfreundlich?

Guten Morgen, liebe Leserinnen, liebe Leser! Oder ist es schon später? Guten Tag dann. Gönnen Sie sich ein bisschen Entspannung. Keine Angst, ich will Ihnen nichts verkaufen. Aber ich hatte ein kleines, sehr eindrückliches Erlebnis vergangene Woche.

Es begann an der Sicherheitsschleuse am Flughafen, wo ich „Guten Morgen“ sagte zu dem Mann, der mich mit Wegwerfhandschuhen heranwinkte. Er stutzte und erwiderte: „Sie sind der Achte seit heute früh um fünf.“ Der Achte was? Ehemann von Jenny Elvers? King George? „Der Achte, der ,Guten Morgen‘ sagt“, erklärte der Sicherheitsmann. Es war kurz vor neun. Wenn pro Stunde nur 100 Passagiere durch die Schleuse gekommen waren, hatte maximal jeder 50. den Mann gegrüßt, der gegen lausige Bezahlung hoch konzen­triert dafür sorgt, dass die Zahl der Verrückten im Flugzeug überschaubar bleibt. „Einen schönen Tag noch“, wünschte er.

Könnte es sein, dass viele Probleme einfacher zu lösen sind, wenn jeder an seinen Umgangsformen arbeitet? Schon klar, ab hier riecht es nach Spießigkeit. Hatten wir unsere Eltern nicht als altmodisch abgetan, weil sie verzweifelt versucht hatten, uns ein gelegentliches „Bitte“ und „Danke“ beizubiegen, ein Minimum an Freundlichkeit, was nichts anderes bedeutet als – Respekt? Womöglich hatten die alten Herrschaften auch damit recht.

Unser hochhektisches Miteinander leidet allenthalben an einem Respektdefizit. Ob es der wütende Sound des US-Wahlkampfs und seiner Folgen ist, das Nazi-Tourette aus Ankara, Hooligans oder die dusseligen Ohrstöpsel, mit denen sich Menschen in der Öffentlichkeit zu isolieren versuchen – immer und überall mangelt es an einem Mindestmaß an Zugewandtheit. Stattdessen Gewüte, Gezicke, Gelüge, das Alltagsverachten. Ein Gruß, eine Geste, ein Lächeln allein werden die Welt nicht retten. Aber ohne alltäglichen Respekt wird alles nichts. Also dann: Einen schönen Tag noch; möge die Sonne Ihr Herz erwärmen.