Sängerin Mari Boine bringt bei ihrem Konzert am 5. April norwegischen Pop in die Fabrik

Mari Boine steht für eine ganz eigenwillige Richtung in der Pop-Musik. Die Norwegerin gilt als Stimme des indigenen Volkes der Sami, auch Lappen genannt. Etwa 50.000 von ihnen leben verteilt über mehrere nordische Länder sowie Russland. Mari Boines Folk-Gesang hat das Leben der Sami immer wieder reflektiert und ihren Zuhörern nähergebracht. Auf ihrem aktuellen Werk „See The Woman“, das sie am 5. April in der Hamburger Fabrik­ präsentiert, stellt sie sich hingegen erstmals als Pop-Sängerin vor. Sie schwelgt gewissermaßen in Jugenderinnerungen. Und da dominierte ganz klar der Synthesizer.

Über viele Jahre waren einfache, eingängige­ Melodien und ausgewählte Instrumentierung­ ihr Markenzeichen. Ganz in der Tradition des Joik-Gesangs, auch wenn sie sich nie auf traditionelle Joiks­ berief, sondern eigene Songs schrieb, die aber an deren sphärische Atmosphäre anknüpften und auch ihren spirituell gefärbten Inhalt transportierten. Die Samen sahen in dem Gesangsritual etwas Schamanisches. Rhythmisch kamen ihre Lieder häufig in die Nähe der Musik der nordamerikanischen Indianer, ohne aber ihre zurückhaltende Musik ohne dominierende Trommeln aufzugeben.

Der Weg der Musikerin ist in jeder Hinsicht ungewöhnlich für eine Pop-Karriere. Boine entdeckte die Kultur der Sami als Lehrerin, erforschte sie mit all ihren unrühmlichen Kapiteln Gewaltherrschaft, Diskriminierung bis hin zur Zwangsentmündigung von Kindern und wurde schließlich zu einer Art Botschafterin. Seit 1985 hat Mari Boine unzählige Alben veröffentlicht, ihren größten internationalen Hit landete sie 1989 mit dem Album „Gula Gula“, das später auch auf Peter Gabriels Real-World-Label aufgelegt wurde. In der übersichtlichen musikalischen Welt Norwegens ist sie eine fes­te Größe. Und natürlich arbeitete sie auch mit anderen bekannten Musikern, wie etwa dem norwegischen Jazz-Saxofonisten Jan Garbarek zusammen.

Mari Boine hat die Melancholie des Nordens verinnerlicht

Auf „See The Woman“ singt Boine auf Englisch. Viele Songs dehnt sie auf fünf bis sechs Minuten, gibt ihnen Raum, sich zu entwickeln. „Chasing Myself Into Reality“ ist ein traumwandlerisch sicherer Ritt und klingt bei allem elektronischen Pop-Appeal nach Weite, Frieden, Natur. „Manche Melodien pflücke ich mir von den Bäumen“, sagt sie. Flächige Keyboardklänge dominieren. Darüber legt Boine ihre einzigartige kehlige Stimme. Die unvermeidliche Melancholie darf batürlich nicht fehlen. Das sei der „Sami Blues“, der sie einfach immer verfolge, so Mari Boine.

Es dürfte ihr persönlichstes Album sein, aber nach einer langen Karriere mit viel Engagement ist es auch dafür irgendwann einmal an der Zeit.

Mari Boine Mi 5.4., 21.00, Fabrik (S Altona, Bus 2), Barnerstr. 36, Karten zu 30,40 im Vorverkauf;
www.mariboine.no