Das Gesellschaftsdrama „A United Kingdom“ verbindet Lovestory und Zeitgeschichte

Die eigene Kolonialgeschichte beschäftigt das britische Kino der Gegenwart. Im August wird die Großproduktion „Viceroy’s House“ in die deutschen Kinos kommen, der bereits auf der Berlinale gezeigt wurde und sich mit dem Rückzug aus Indien und der Gründung Pakistans 1947 beschäftigt. Im selben Jahr spielt dieser Film von Amma Asante (Regie) und Guy Hibbert (Drehbuch), wenn auch in ganz anderen Gegenden der Welt: in London und im britischen Protektorat Betschuanaland, dessen unabhängigen Nachfolgestaat wir seit 1966 Botswana nennen.

Zwischen dem Protektorat und der Schutzmacht hat sich in jener Zeit tatsächlich eine spannende Liebesgeschichte abgespielt, die von der Autorin Susan Williams bereits vor elf Jahren in dem Sachbuch „Colour Bar“ erzählt worden ist und der nun verfilmt worden ist. Spannend nicht nur, weil die Verbindung eines schwarzen Mannes mit einer weißen Frau zur damaligen Zeit an rassistisch begründete Tabus rührte. Sondern auch, weil sie aus machtstrategischen Erwägungen verhindert werden musste.

Dabei hatte alles so leicht und beschwingt begonnen – und man kann das seltsame Wort „beschwingt“ hier verwenden, weil es die swingenden Rhythmen des Jazz sind, die am Anfang dieser Geschichte stehen. Ruth Williams (Rosamund Pike) lässt sich von ihrer Schwester überreden, eine Abendveranstaltung der London Missionary Society zu besuchen, wo sie gleich auf Seretse Khama (David Oyelowo) aufmerksam wird, der sich genauso für Jazz begeistern kann wie sie.

Und damit beginnen die Probleme. Denn Seretse offenbart Ruth nun, wer er eigentlich ist: der kommende Herrscher über Betschuanaland, der legitime Thronerbe. Es ist also nicht nur so, dass auf Ruths familiärer Seite rassistische Widerstände gegen eine Hochzeit auftauchen. Auch die britische Regierung versucht die Pläne des Paars zu durchkreuzen: Im angrenzenden Südafrika, das Gold und Uran an Großbritannien liefert, soll die Apartheid Staatsdoktrin werden.

Die unmögliche Liebe: Natürlich ist das ein uralter Topos, aber die Akteure erwecken ihn zu neuem Leben – und schlagen ein historisches Kapitel auf, das selten besichtigt wird. Sehenswert.

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„A United Kingdom“ F/GB 2017, 111 Min.,
ab 6 J., R: Amma Asante, D: David Oyelowo, Rosamund Pike, Tom Felton, täglich im Abaton (OmU), Blankeneser, Holi, Koralle, Passage