Eigener Radiosender, 60 Jobs: Was ein bemerkenswerter Erfolg uns lehren kann

Vorsicht mit den Gefühlen. Gerade in dieser Jahreszeit. Da ist ganz schnell was passiert. Eine Kollegin tanzt in einem den Sommer versprechenden Kleid vorbei. So hinreißend, dass man wieder Kopfhaar und ein frisch geschriebenes Lied für sie parat haben möchte.

Ehe man sich aber im Wortsinne „versieht“, steht auch schon der Vorwurf im Raum: Frühlingsfrauen nachstarren bedeutet „Objektifizierung“ des anderen Geschlechts. Wer so was macht, auf den folgt auf dem Gender-Diskurs nur noch der Besenwagen. Wenn saisonale Gefühle, dann bitte für den Garten. Oder eine Empfindung empfinden, die bei uns ganzjährig passt: Neid.

Vor wenigen Tagen war ich bei einem Mann zu Besuch, der etwas hat, was ich nicht habe. Er hat seinen eigenen Radiosender aufgebaut. Sein Jugendtraum ist wahr geworden. Sein Vater konnte nicht einfach die Familien-Yacht verkaufen, damit der Junge lossenden kann. Als Maurerpolier hat man selten irgendwas am Anleger liegen. Der Träumer musste sich anstrengen.

Heute ist deutschlandweit zu hören, was an seinen Pulten zusammengefahren wird. Der Radioträumer hat 60 Arbeitsplätze geschaffen. Selbst aus Sicht eines sozialdemokratischen Martin Messias Schulz gar nicht so übel. Denn allein für ein Sozialbudget von 888 Milliarden Euro, wie im Jahr 2016, braucht es den ein oder anderen Steuerzahler.

Mit der Geschichte vom Radioträumer ließe sich der „weiße Neid“ anfachen. Wie es die Russen nennen, wenn ein „Das will ich auch“ zu einem positiven Antrieb wird.

Dem hundertprozentigen Martin ist zu viel Eigeninitiative selbstverständlich nicht so lieb. Denn wenn keiner lahmt, wen soll er dann zum Gehenden „verwundern“?

Wäre aber trotzdem toll, wenn die Tochter einer alleinerziehenden Mutter die erstaunliche Geschichte vom erfolgreichen Poliersohn hörte. Dann träumt sie vielleicht nicht mehr nur von ihrer eigenen Computerspielfirma. Sondern legt los.

Deutschland lässt sich nicht nur als ungerechtes Land beschreiben. Wie es Schulz tut. Sondern auch als Land der Gelegenheiten.