London. Vier Tote und 20 Verletzte bei mutmaßlichem Anschlag vor dem Parlament. Polizei spricht von Terrorverdacht

Auf den Tag genau ein Jahr nach den Terrorangriffen von Brüssel hat gestern ein mutmaßlicher Anschlag die britische Hauptstadt London erschüttert. Dabei wurden nach Angaben der Polizei vier Menschen getötet, darunter der mutmaßliche Täter und ein Polizist. Mindestens 20 Menschen seien zum Teil schwer verletzt worden, darunter auch Kinder, hieß es.

Ein Polizeisprecher sagte, die Sicherheitsbehörden ermittelten wegen Terrorverdachts. Man gehe vorläufig davon aus, dass es sich um einen einzelnen Täter gehandelt habe.

Eines der Todesopfer ist nach Medienberichten eine Frau. Unter den Verletzten sind mindestens drei französische Schüler, bestätigte das französische Außenministerium. Der Anschlag traf London am Nachmittag: Ein Autofahrer raste auf der Themsebrücke neben dem Parlament mit seinem Geländewagen in eine Fußgängergruppe und verletzte mehrere Menschen, darunter drei Polizisten. Dann krachte das Auto in den Zaun des Parlaments.

Auf dem Parlamentsgelände griff der Mann einen Polizisten mit einem langen Messer an. Dabei wurde der Täter von weiteren Sicherheitskräften erschossen. Auch der Polizist starb an den Folgen seiner Verletzungen.

Eine Frau stürzte von der Brücke in die Themse, Retter konnten sie aber lebend bergen. In Luftaufnahmen war zu sehen, wie mehrere Menschen auf der Westminster-Brücke vor dem britischen Parlament am Boden lagen und medizinisch behandelt wurden.

Hunderte Polizisten sperrten sofort weite Teile des Regierungsviertels ab, weil nicht auszuschließen war, dass der Täter möglicherweise Komplizen hatte. Das britische Unterhaus unterbrach seine laufende Sitzung.

Premierministerin Theresa May wurde mit ihrem Dienst-Jaguar umgehend aus dem Parlamentsbereich gebracht. Sie verurteilte den Anschlag als „krank und verkommen“. Die Menschen in Großbritannien würden Terror niemals nachgeben, das Leben werde wie gewohnt weitergehen. „Morgen früh wird das Parlament zusammentreten wie immer.“ May bestellte für den Abend das Sicherheitskabinett ein. Zu der Sitzung sollten auch Sicherheitsberater, Geheimdienstvertreter und Rettungskräfte hinzugezogen werden. Königin Elizabeth II. hielt sich während der Tat im Buckingham-Palast auf. Die Tore wurden geschlossen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) reagierte bestürzt auf den mutmaßlichen Anschlag und sagte den Briten Solidarität im Anti-Terror-Kampf zu. „Auch wenn der Hintergrund dieser Taten noch präzise aufzuklären ist, bekräftige ich für Deutschland und seine Bürger: Im Kampf gegen jede Form von Terrorismus stehen wir fest und entschlossen an der Seite Großbritanniens“, sagte Merkel.

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