Wissenschaftler behaupten: Je älter Menschen werden, desto seltener lügen sie. Kann das wahr sein?

Tränen lügen nicht, Sterne lügen nicht, ja nicht mal Dänen sollen lügen. So weit Michael Holm, die Kastelruther Spatzen und Otto Waalkes. Leider alles gelogen. Ohne Lüge geht gar nix. Lügen machen sogar vieles leichter. „Im Deutschen lügt man, wenn man höflich ist“, heißt es bildungsbürgerlich in Goethes „Faust“. Weniger niveauvoll klingt das so: „Du siehst heute aber reizend aus“ sagt der Schmeichler zu seiner Kollegin. Die entgegnet: „Das kann ich von dir gerade nicht sagen.“ Und der kontert: „Mach es doch wie ich und sag einfach nicht die Wahrheit.“

War das jetzt auch wieder gelogen? Obwohl doch eigentlich gilt, kein „falsches Zeugnis wider den Nächsten“ zu reden, wie das achte Gebot allen Christen nahelegt. Aber wer hält sich schon konsequent daran? Zwei Lügen pro Tag und Mensch gelten heute als Untergrenze. Forscher aus Deutschland, Belgien, den USA und den Niederlanden wollten es noch genauer wissen – in ihrer Studie „Vom Junior- zum Senior-Pinocchio“ versuchten sie herauszufinden, in welchem Alter wie viele Lügen verbreitet sind.

„Kinder und ältere Erwachsene lügen seltener“, sagt die Psychologin Kristina Suchotzki von der Uni Würzburg, die zum Forscherteam gehört. Sind die Jungen und die Alten deshalb ethisch besser drauf? Die Antwort ist ernüchternd. Kinder und Senioren, so die Forscherin, hätten „beim Lügen mehr Mühe als junge Erwachsene“. Denn Lügen erfordere ein komplexes Verhalten. Man muss die Wahrheit verschweigen und sich was anderes ausdenken. Das könnten, so die Studie, Kinderhirne noch nicht so gut – und im hohen Alter ließe diese Denkleistung nach.

Danach müsste, wer extrem viel lügt, superintelligent sein. Klingt irgendwie auch gelogen.