Psst – ich gebe es zu: Ich bin ein Internet-Spanner. Es ist einfach wunderbar, daheim am Schreibtisch zu sitzen und in die ganze Welt zu luschern. Was ist gerade los auf dem Marktplatz im hessischen Herborn? Oder am Times Square in New York? Gerade decken Bauarbeiter ihr Werkzeug mit einer Plane ab. Toll. Über den Hügeln der Toskana hängt dichter Nebel, Sydney Harbour leuchtet bei Nacht. Es ist großartig. Wenig Menschliches ist mir mehr fremd. Und mit Vögeln kenne ich mich jetzt auch bestens aus. Dank Internet.

Andreas Hardt
Andreas Hardt © Klaus Bodig

Kennen Sie Rolf? Den suche ich seit Kurzem fast täglich in seinem Horst in Curslack auf. Er ist so freundlich, uns zu gestatten, ihn per Kamera zu beobachten. Er sitzt dann so herum, manchmal ist er ausgeflogen zum Froscherwerb, manchmal steht er da und putzt sein Gefieder. Spannend.

Rolf ist ein Storch. Er kam Mitte Februar aus dem Süden. Dann schlug das Schicksal zu. Seine Partnerin Maria hauchte ihr Leben aus, irgendwo zwischen Deich und Hochspannungsmast. Tragisch. Also habe ich umgeschaltet zu den Turmfalken in Fischbek. Was da wohl geht? Doch Rolfs Einsamkeit hielt nicht lange an. Er ist ein lustiger Witwer und hat schon eine Neue. Sie turteln wie Jungverliebte. Und nun warte ich darauf, dass der Storch die Babys bringt.