Gaucks größte Hits: Das Schönste am Amt des Bundespräsidenten ist der Große Zapfenstreich zum Abschied

Mal angenommen, mein Leben entgleitet mir, und ich muss auf meine alten Tage Politiker werden. Kanzler wäre zu stressig, bekomme ich zu Hause nie durch. Lieber Bundespräsident oder Verteidigungsminister. Auch wegen der Hubschrauberflüge, aber vor allem wegen des Großen Zapfenstreichs: Fackeln, Wachbataillon, von Ferne das sanfte Krakeelen der Demonstranten. „Meine Gefühle lassen sich nicht in Worte fassen“, schrieb Helmut Kohl über seinen Zapfenstreich vor dem Speyerer Dom. Selbst eine rustikale Eiche wie Gerhard Schröder musste weinen, als das Musikkorps „My Way“ anstimmte.

Am gestrigen Freitag war Joachim Gauck an der Reihe. Unfallfrei hat der Pastor mahnende Reden gehalten, Fähren getauft, aber die größte Aufgabe wartete zum Finale – die Liedauswahl. Mit einem programmatischen „Freiheit, die ich meine“, dem Protestanten-Evergreen „Ein feste Burg ist unser Gott“ und der gesamtdeutschen Hymne „Über sieben Brücken“ (Karat, Maffay) bewies Gauck die gewohnt sichere Hand. Den Mann kann man bei jeder Party auflegen lassen.

Und? Was würde ich mir wünschen? Zunächst ein Blick in die bisherige Playlist. Den Spitzenplatz teilen sich mit je drei Punkten (Nicht wieder wählen!) „Des großen Kurfürsten Reitermarsch“ (Kohl, Struck, zu Guttenberg) und die „Ode an die Freude“ (Kohl, Scharping, Wulff). Eigenwillig Franz-Josef Strauß („Panzerkreuzer Deutschland“; „Starfighter Marsch“), persönlich Peter Struck („Gruß an Kiel“), fetzig natürlich der Freiherr („Smoke on the Water“).

Beratung mit der Familie: Der Kleine wünscht sich irgendwas von Jam FM, der Große rät zu Hip-Hop, die Gattin favorisiert Balkan-Pop. Aber wir sind doch in Deutschland. „Atemlos“ passt immer. Oder Peter Fox. Nee, doch lieber auf Nummer sicher und die Udos: Jürgens („Immer wieder geht die Sonne auf“) und Lindenberg – nein, nicht der Sonderzug, sondern „Einer muss den Job ja machen“. Zum Schluss dann „Heroes“ von Davie Bowie. Da kann dann jeder fühlen, was er will.

Seite 5 Der Zapfenstreich für Gauck