Auckland.

Peter Thiel ist vorbereitet. Sollte die Welt – warum auch immer – im Chaos versinken, weiß der gebürtige Frankfurter bereits, wo er Zuflucht sucht: Thiel (49), Gründer des Bezahldienstes Paypal und ein Berater von US-Präsident Donald Trump, besitzt ein zweites Zuhause in Neuseeland, ist dort mittlerweile sogar Staatsbürger. Der Silicon-Valley-Unternehmer ist einer von vielen Neu-Neuseeländern: Immer mehr Superreiche bereiten sich darauf vor, im Fall einer globalen Krise auf der geografisch isolierten Doppelinsel Schutz zu suchen.

Neuseeland profitiert davon noch stärker als Australien. Bis zum Jahr 2026 soll die Zahl extrem reicher Bewohner um 70 Prozent steigen, prognostiziert der Wohlstandsbericht der internationalen Immobilienberatung Knight Frank. „Die anhaltende Migration wohlhabender Menschen nach Australien und Neuseeland trägt zum Wachstum der reichen Bevölkerung bei“, bestätigt Andrew Amoils von der Forschungsagentur New World Wealth­. Dies werde auch in Zukunft so bleiben, nicht zuletzt, da die Region auf der Erde als eine Art „sicherer Hafen“ gelte. Die Gründe für die Unsicherheit der Milliardäre sind vielschichtig. Vor allem fürchten sie, dass die Welt aus den Fugen gerät.

Wenn es nach dem US-amerikanischen Politikwissenschaftler Ian Bremmer geht, rutscht die Menschheit gerade in eine „geopolitische Rezession“. Ein unter Trump „unabhängiges Amerika”, ein China, das überreagieren könnte, eine geschwächte Angela Merkel – das sind die Hauptrisiken, die Bremmers Agentur für Politrisiken, die Eurasia Group, für 2017 definiert hat. „2017 ist das bedeutendste Jahr in Bezug auf politisches Risiko seit dem Zweiten Weltkrieg“, warnt Bremmer.

Diese gefühlte globale Unsicherheit katapultiert Neuseeland verstärkt ins Rampenlicht. Die Nord- und die Südinsel, auf denen gerade mal viereinhalb Millionen Menschen leben, werden unter den Reichen derzeit als Fluchtpunkt im Falle der Apokalypse gehandelt.

Die Finanznachrichtenagentur Bloomberg, das Magazin „New Yorker“ und die britische Zeitung „Guardian“ berichteten zuletzt über reiche Unternehmer, die sich für den Ernstfall wappnen. In ihren Augen ist der Inselstaat im südlichen Pazifik perfekt geeignet. Neuseelands geografische Isolation – Australiens größte Stadt Sydney ist knapp 2200 Kilometer von Auckland entfernt – macht das Land nicht gerade zu einem internationalen Angriffsziel. Und auch die innenpolitische Lage ist mehr als ruhig, überall herrscht Harmonie: Der langjährige Premierminister übergab ohne Skandal sein Amt kürzlich an seinen Stellvertreter, damit dieser sich vor den Wahlen einen guten Namen machen könne, und jüngst wurde eine parlamentarische Debatte von Vertretern der Maori-Partei mit einem Lied – begleitet auf der Ukulele – beendet. Das gesamte Parlament klatschte begeistert Beifall.

Großstadt Auckland zählt bereits 880 Multimillionäre

Die Superreichen kaufen in Neuseeland hauptsächlich Bauernhöfe und Land im idyllischen Queenstown auf der Südinsel. Aber auch Firmen und Immobilien in Auckland ziehen Investments aus dem Ausland an. Allein in den ersten zehn Monaten 2016 kauften Ausländer in Neuseeland vier Mal soviel Land und Immobilien wie noch im Jahr zuvor.

Auckland zählt inzwischen 880 Multimillionäre mit einem Vermögen ab zehn Millionen Neuseeländische Dollar (knapp 6,5 Millionen Euro) und 310 sogenannte Superreiche mit mehr als 30 Millionen Dollar (über 19 Millionen Euro). Paypal-Gründer Peter Thiel hat ein Grundstück am Wanaka-See auf der Südinsel gekauft. Er ist zufrieden mit seiner neuen Wahlheimat. In seiner Bewerbung um den neuseeländischen Pass schrieb er: „Ich bin glücklich, sagen zu können, dass ich kein anderes Land gefunden habe, das besser zu meiner Vorstellung von der Zukunft passt als Neuseeland.“