Nach seiner Absage im vergangenen Jahr spielt Elvis Costello nun solo Songs aus seiner langen Karriere in der Laeiszhalle

Mehr als 40 Jahre dauert seine Karriere inzwischen. Elvis Costello hat in dieser Zeit so viele Stilwechsel vollzogen und so viel herumexperimentiert wie innerhalb der Popgeschichte vielleicht nur noch David Bowie. Angefangen hat der Brite mit den irischen Wurzeln Mitte der 70er-Jahre mit wütenden Songs, die ihn als Punk- und New-Wave-Sänger auswiesen. Doch Costello ist schon damals, als das Debüt „My Aim Is True“ erschien, mehr gewesen als ein Drei-Akkord-Gitarrist und -Sänger. Soul, Dub, Rockabilly, ja selbst ein an Bob Dylan erinnernder Song findet sich auf dem Album. Später hat Costello mit einem Streichquartett gearbeitet, Ballettmusik komponiert, er war mit einer Vaudeville-Show auf Tour und hat mit so unterschiedlichen Künstlern wie Burt Bacharach, Allan Toussaint und der Hip-Hop-Combo The Roots gemeinsame Sache gemacht.

Fast 30 Studioalben hat Costello mit seinen Bands, den Attractions und den Imposters, und mit anderen Formationen aufgenommen, er hat Hunderte von Songs geschrieben und rühmt sich mit dem Satz: „Ich kann eine Woche lang spielen, ohne mich zu wiederholen.“ Ein wahrer Satz, denn Elvis Costello hat in der Tat Songs ohne Ende. Mit ein paar Dutzend davon ist er gerade auf Europa-Tournee. Eigentlich hätte er bereits im vergangenen Jahr in Hamburg mit diesem Soloprogramm auftreten sollen, doch eine Erkrankung zwang ihn zur Absage. Zuletzt spielte und sang Costello 2014 in der Großen Freiheit 36, dieses Mal ist für ihn die Laeiszhalle gebucht. Nicht gerade ein Ort, um zwischen den Stuhlreihen zu tanzen, aber ein adäquater Ort für Costellos Programm mit der Möglichkeit, sitzend diese großartigen Lieder zu hören und intensiv auf die Texte zu achten.

Costello gehört zu den überragenden Textdichtern der populären Musik. Seine Songs haben Tiefe, egal, ob es um politische Themen geht wie in dem Antikriegslied „Shipbuilding“, das Costello als Reaktion auf den Falklandkrieg geschrieben hat, um Beziehungsprobleme oder schlicht um Liebe. Als im Jahr 2003 sein Album „North“ herauskam, war jedem Hörer klar: Dieser Mann ist verliebt! In den Liedern verarbeitete er seine gescheiterte Ehe zu der früheren Pogues-Musi­kerin Cait O’Riordan und offenbarte überschwänglich seine Gefühle für die kanadische Jazzsängerin Diana Krall, mit der er zusammen in New York lebt.

Costello interpretiert in seine Konzerten übrigens immer auch Stücke anderer Interpreten: „She“ von Charles Aznavour gehört genauso dazu wie „I Can’t Stand Up For Falling Down“ vom Soul-Duo Sam & Dave. Jeden Abend spielt Costello ein anderes Programm – für einen Künstler mit so einem großen Œuvre eine Kleinigkeit.

Elvis Costello Di 14.3., 20.00, Laeiszhalle
(U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Karten ab 40,- (Vvk.), ab 45,- (Abendkasse); elviscostello.com