Der Thriller „Sleepless“, ein klassischer Cop-Film aus den USA, reicht nicht an die Intensität des französischen Originals heran

Eigentlich hat er sich den ganzen Schlamassel ja selbst eingebrockt. Vincent Downs (Jamie Foxx) ist ein schießfreudiger Cop aus Las Vegas, der mit seinem Kollegen Sean (Tip „T.I.“ Harris) nach Drogenrazzien gerne mal ein Beutelchen weißen Pulvers einbehält, um das Polizistengehalt aufzubessern. Dann aber läuft ein Einsatz total aus dem Ruder, endet in einer tödlichen Schießerei. Und die beiden stehen plötzlich mit einer millionenschweren Drogenbeute da.

Das Kokain aber war für den ziemlich skrupellosen Casinoboss Rubino (Dermot Mulroney) bestimmt, dem wiederum der psychopathische Drogenbaron Novak (Scott McNairy) im Nacken sitzt. Weil Rubino seine Ware wiederhaben will, entführt er kurzerhand Downs’ Sohn. Und für den Cop beginnt eine lange, atemlose Nacht.

„Sleepless – Eine tödliche Nacht“ ist das Hollywooddebüt des jungen Schweizer Regisseur Baran bo Odar, der 2014 mit dem Computer-Hacker-Film „Who Am I“ Amerika auf sich aufmerksam gemacht hat. Demnächst soll es ein US-Remake der deutschen Produktion geben. Und auch Odars Einstieg ins Hollywoodgeschäft ist ein Remake – das des erfolgreichen französischen Thrillers „Nuit Blanche“. Nur kann er die Intensität des Originals nicht wiederholen.

„Sleepless“ ist einer dieser klassischen Cop-Filme mit harten Kerlen, wüsten Schießereien und sich überschlagenden Autos. Alle Akteure verstehen sich vor allem auf eines: böse gucken. Und zwar ziemlich böse. Selbst Michelle Monaghan, die Jamie Foxx als taffe und ziemlich nervende Beamtin der Dienstaufsicht an den Fersen klebt, hat bei dieser Jagd nach dem verlorenen Koks kaum Zeit für ein Lächeln.

Im Original von Frédéric Jardin spielte ein Großteil der Handlung noch in einem Pariser Nachtclub. Der muskelgestählte Jamie Foxx muss sich nun als adrenalinisierter Haudrauf durch ein Las-Vegas-Casino kämpfen, um das Leben seines Sohnes zu retten. Dabei geht Baran bo Odar im Vergleich zu seinen bisherigen Filmen eher konventionell zu Werke. Das mag dem amerikanischen Kinosystem geschuldet sein. „Sleepless“ bleibt bodenständige Actionkost ohne allzu überraschende Wendungen. Das ist alles handwerklich ordentlich, doch bleiben die Charaktere in dieser dialogschwachen Hatz eher oberflächlich gezeichnet. Foxx’ Partner, durch dessen Schuld die ganze Misere letztlich ihren Lauf genommen hat, verschwindet im Lauf des Films völlig hinter einem Vorhang der Beliebigkeit.

Alles ist gefilmt in einer Mixtur aus kalten blau-grün Tönen, überzogen von einem nervösen Soundtrack-Stakkato. Schon bald hat man genug von diesen hyperventilierenden Nachtgestalten. Routinierte Konfektionsware.

„Sleepless – eine tödliche Nacht“ USA 2016,
95 Min., ab 16 J., R: Baran bo Odar,
D: Jamie Foxx, Michelle Monaghan, Gabrielle Union,
täglich im Cinemaxx Dammtor/Harburg,
UCI Othmarschen/Wandsbek;
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