Berlin.

Der Partner ist gestorben, alleine kochen zu mühselig. Oder der Zahnersatz drückt beim Essen schmerzhaft, vielleicht schmeckt es auch einfach nicht mehr. Etwa jeder zwölfte über 60-Jährige in Deutschland leidet unter chronischer Mangelernährung, schätzt der Medizinische Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen (MDS). Nährstoffmangel und Krankheiten sind die Folge. „Ältere Menschen gehören zu den Risikogruppen für Mikronährstoffmangel“, sagt Ernährungswissenschaftlerin Kristina Norman vom Berliner Uniklinikum Charité.

Oft fehle Folsäure oder die Vitamine B und D. Vitamin D wird bei Kontakt der Haut mit Sonnenlicht gebildet, bei älteren Menschen funktioniert dieser Prozess nicht mehr so gut wie bei jüngeren. Problematisch können auch die Werte für Zink sein, das bei der Neubildung von Zellen wichtig ist. Bei der Gruppe der gesunden, selbstständig lebenden älteren Menschen wird der Anteil der Betroffenen auf bis zu 15 Prozent geschätzt.

Deutlich schlechter ist die Situation bei solchen, die ins Krankenhaus kommen – jeder Zweite sei mangelernährt, sagt Norman: „Da sehen wir häufig, dass es vorne und hinten nicht reicht, was die älteren Menschen essen“. Für Kranke kann es aus ihrer Sicht noch schwieriger sein, sich gesund und altersentsprechend zu ernähren, etwa weil sie vielleicht nicht mehr richtig schlucken können oder an Appetitlosigkeit leiden. Wer zur Gruppe der älteren Menschen zählt, machen Wissenschaftler längst nicht mehr am biologischen Alter von 65 fest. Bemessungsgrundlage ist die Fitness. „Viele altersphysiologische Veränderungen merkt man schon ab 60, aber ab dem 70. Lebensjahr ist das noch mal eingreifender“, sagt Norman. Bei der Mangelernährung würden auch körperliche Aspekte wie die Veränderung der Magen- und der Darmschleimhaut eine Rolle spielen. Der Körper nehme Stoffe schwerer auf, Stoffwechselprozesse verliefen langsamer. Umso wichtiger sei die richtige Zusammenstellung der Lebensmittel, sagt Esther Schnur von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. „Der Mensch benötigt im Alter weniger Kalorien, aber fast genauso viele Vitamine und Mineralstoffe. Man muss bewusst auswählen“, so Schnurr.

Etwa Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, fettarme Milchprodukte, Fisch und mageres Fleisch. Spezielle Speisepläne für Senioren stellt die Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung im Internet unter bit.ly/2m2wlbz zur Verfügung.