Aachen.

Am Ende geht alles sehr schnell: Morgens geht die Polizei mit Fotos eines mutmaßlichen Eltern-Erpressers an die Öffentlichkeit. Viele Menschen rufen an, die ihn zu erkennen glauben. Am Nachmittag stehen Ermittler am Arbeitsplatz des 49-jährigen Mannes in Eschweiler bei Aachen. Der scheint nicht überrascht zu sein. „Anscheinend hatte er mit der Polizei gerechnet“, sagt ein Polizeisprecher. Der mutmaßliche Erpresser bestreitet die Tat. Am Nachmittag sollte der Mann dem Haftrichter vorgeführt werden.

Seit fast einem Jahr war der Erpresser aktiv. Der erste Brief im Mai 2016 war der Beginn einer Serie von mindestens zwölf weiteren Briefen: Die Eltern sollten zahlen, ansonsten werde er ihre Kinder töten, drohte er darin. Nach Polizeiangaben forderte er fünfstellige Beträge. Die Eltern behielten die Nerven, zahlten nicht und gingen zur Polizei. Die Ermittler hielten sich monatelang bedeckt und gingen erst zum Schluss an die Öffentlichkeit. Doch für die Familien war die Lage zweifellos sehr ernst: „Die Verunsicherung war riesengroß“, so ein Polizeisprecher. Spezialisten des Landeskriminalamtes kamen aber zu dem Schluss, dass ein Amateur am Werk war. Opfer seiner Erpressungsversuche waren zwar auch Familien mit kleinen Kindern. Aber auch Paare mit erwachsenen Kindern und sogar ein kinderloses Paar. Der Täter hatte seine Opfer wohl nicht gezielt ausgewählt. Die Polizei entschied sich gegen einen Personenschutz.

Außerdem gab der Erpresser immer denselben Ort für die Geldübergabe an, was ihm schließlich zum Verhängnis wurde: Dort installierte die Polizei eine Foto-Falle. Die veröffentlichten Bilder zeigen einen dunkelhaarigen Mann in einem Overall, der mit einer Taschenlampe gezielt ins Gebüsch leuchtet und offensichtlich etwas sucht. Der Mann wurde später beobachtet, wie er mit einem schwarzen Roller wegfuhr.

Einen schwarzen Roller sollten die Ermittler dann auch am Arbeitsplatz des Tatverdächtigen finden. Jetzt beginnt die Feinarbeit nach Hinweisen, dass er der gesuchte Mann ist.