Entspannter leben, weniger Stress haben – laut einer aktuellen Umfrage wünschen sich das sechs von zehn Deutschen. Abhilfe versprechen Online-Seminare. Nutzer können die Lektionen jederzeit und an fast jedem Ort von einem PC oder Mobiltelefon abrufen. Daniel David Ebert, promovierter Psychologe und Leiter der Arbeitseinheit
E-Mental Health an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg, sagt: „Diese Kurse sind ein Boom-Markt.“ Viele „beruflich eingespannte Menschen“ würden die Angebote nutzen, aber auch viele alleinerziehende Frauen. In Deutschland haben unter anderem die Krankenkassen auf diesen Trend reagiert. So bietet etwa die Techniker Krankenkasse (TK) auf ihrer Webseite einen „Antistress Coach“ an. Das Angebot richtet sich an die TK-Versicherten und ist gratis. „Die Zahl der Nutzer ist in den vergangenen zwei Jahren stark gestiegen. Deshalb haben wir den Bereich völlig neu strukturiert“, so die Gesundheitspsychologin Dr. Nicole Knaack, bei der TK zuständig für das Online-Gesundheitscoaching.

Wer sich einloggt, füllt einen Online-Fragebogen zu seiner persönlichen Stressbelastung aus. Dann bekommt er, mittels kleiner Video-Einspieler, zwölf Wochen lang Anleitungen für Entspannungsübungen. Das können Yoga-Übungen oder Atemtechniken sein. Ein ähnliches Angebot bietet das Hamburger Get.on-Institut, dort können Kunden über die Webseite Kurse buchen, die zwischen 69 und 299 Euro kosten und etwa zehn Wochen dauern. Krankenkassen übernehmen diese Kosten ganz oder teilweise. Nicht zuletzt gibt es auf dem Markt auch Einzelkämpfer wie Frank Ritter. Der „Stresshelfer“ aus Tangstedt (Kreis Stormarn) bietet auf seiner Webseite ein Programm an, das zwölf Wochen dauert und 89 Euro kostet.

Bleibt die Frage nach der Wirksamkeit. Daniel David Ebert hat gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern Angebote untersucht. Sein Ergebnis: „Etwa die Hälfte der getesteten Kurse ist effektiv, die andere nicht.“ Er rät dazu, ein Seminar auszuwählen, dessen Wirksamkeit getestet und erwiesen ist. (cg)