Das Team in dem neuen Lokal Cantina Popular interpretiert die südamerikanische Küche modern und in coolem Ambiente

Es ist cool, bunt und laut. Für ein romantisches Candle-Light-Dinner eignet sich die kürzlich am Schulterblatt eröffnete Cantina Popular also nicht unbedingt. Unter einem wild-poppigen Deckenfresko drängt sich das amüsierwillige Schanzen-Publikum – und sorgt genau für die lebhafte Geräuschkulisse, die man in einer südamerikanischen Tapas-Bar erwarten würde.

Auch das Personal ist authentisch. Die jungen Männer sprechen Deutsch mit spanischem Akzent und sind ebenfalls ziemlich cool. Küchenchef Cristián Orellanus etwa trägt Tattoos statt langer Ärmel, Vollbart, Haarknoten und dicke Ringe im Ohr. Zwei der vier Inhaber dagegen haben ihre wilden Zeiten bereits hinter sich: Karl-Heinz Dellwo, Ex-RAF-Terrorist, Verleger und Dokumentarfilmer, sowie der Hamburger Kult-Autor Heinz Strunk.

Zumindest von Strunk und Dellwo hätte man eine eher gentrifizierungskritische Einstellung erwartet. Daher überrascht die Hochpreisigkeit ihrer Tapas-Bar umso mehr. Doch das – zugegeben hervorragende – Tiradito Nikkei de Salmón mit fünf Stückchen Lachs kostet 12,50 Euro. Und 0,1 Liter Sauvignon Blanc 5 Euro. „Volksküche auf hohem Niveau“ nennen die Macher ihre Cantina, „ein einziges Superlativ“.

Als Finale des Abends locken Desserts wie Tiramisu mit Bacuri-Frucht

Die Tapas-Bar ist nach eigenen Angaben das erste lateinamerikanische Restaurant Hamburgs, das einen Querschnitt durch die Rezepturen und Gerichte von Mexiko bis Patagonien bietet. „Wir haben uns viele Gedanken darüber gemacht, wie man die kosmopolitische Version einer Cantina nach Europa bringen kann“, sagt Alvaro Otey vom Bistro Carmagnole an der nahe gelegenen Juliusstraße. Er gehört mit seiner dortigen Geschäftsführerin Maria Endrich ebenfalls zum Team der Cantina-Betreiber.

In Hinsicht auf Geschmack und Raffinesse rechtfertigen die Tapas ihre Preise allemal. Schwerpunkt ist der in Südamerika Ceviche genannte rohe Fisch (das Trendgericht haben wir an dieser Stelle vergangene Woche bereits mit dem peruanischen Restaurant Leche de Tigre in Ottensen vorgestellt). In der Cantina kommt Ceviche in verschiedenen Variationen auf den Tisch. Außerdem auf der Karte: Meeresfrüchte, Fleischgerichte und Vegetarisches, vieles davon in Bio-Qualität.

Die Portionen sind größer als herkömmliche Tapas, aber nichts zum Sattwerden. Also am besten mehrere Gerichte zum Teilen bestellen, dann kann man ihre geschmackliche Vielfalt auch besser erleben. Der bereits erwähnte Lachs, der mit Wakamesalat, Enoki-Pilzen und Limettensaft serviert wird, wurde bereits gelobt.

Auch die Costillas, geschmorte Querrippe vom Rind, mit Möhren-Polenta, karamellisierten Tomaten, Wildkräutern und zwei verschiedenen Salsas (8 Euro) schmeckt vorzüglich. Das Sandwich de Chiccarron ist ein Milchbrötchen mit knusprig gebratenem Schweinebauch und Süßkartoffel sowie gelber Chili-Mayonnaise und eingelegten Zwiebeln (8,50 Euro). Dass bei beiden Gerichten das Fleisch teilweise etwas zäh war, und auch bei der Bestellung einiges durcheinandergeriet, sind hoffentlich Kinderkrankheiten des Ende Januar eröffneten Lokals.

Ceviche und Sandwich gibt es auch als spannende vegetarische Varianten – mit Obst, Gemüse und Quinoa. Und auch die Getränkekarte ist äußerst abwechslungsreich: drei verschiedene Cervezas (ab 3,50 Euro), eigene Cocktail-Variationen mit Rum, Pisquo oder Tequila (ab 7 Euro) sowie europäische Weine.

Als süßes Finale des Cantina-Abends locken Desserts wie Tiramisu mit Bacuri-Frucht (6 Euro) und ein Dulce de Leche, eine Art Milch-Sorbet mit Bananen-Crumble (6,50 Euro).

Cantina Popular Schulterblatt 16
(U/S Sternschanze), Mo–Do, 17.00–22.30,
Fr/Sa 17.00–23.30, T. 65 06 52 25
(Reservierung nicht möglich);
www.facebook.com/CantinaPopularHamburgo