Das Amerika im Jahr 1951 wirkt erschreckend aktuell im derzeit sich aufbauenden Reaktionismus der Trump-Ära. Marcus (Logan Lerman), Sohn eines koscheren Metzgers aus Newark, erhält ein Stipendium für ein kleines College im Mittleren Westen. Das bewahrt ihn zwar vor einem Einsatz im Koreakrieg, doch an der Lehranstalt herrscht eine solch anglosächsische Frömmigkeit, dass er als Jude sogar am Gottesdienst teilnehmen muss.

Mit seinen liberalen Wertvorstellungen stößt er nicht nur bei der Schulleitung auf Widerstand. Der brillante wie neurotische Student sitzt zwischen allen Stühlen, auch mit seinen jüdischen Mitbewohnern kann er nichts anfangen. Bis er Olivia (Sarah Gadon) kennenlernt. Das Mädchen aus besserem Hause betört ihn zunächst mit ihrem lasziv wippenden Bein und hebt mit einer unerwarteten Fellatio seine Welt bald komplett aus den Angeln. Doch Marcus’ Mutter ist gegen die Verbindung und löst damit eine Tragödie aus.

Der 57-jährige James Schamus gibt hier sein spätes Regiedebüt mit einer Adaption des 2008 erschienenen Romans von Philip Roth. In braunstichigen Bildern beschwört Schamus die Muffigkeit einer Ära, in der alles Nonkonforme erstickt wird.

„Empörung“ USA 2015, 111 Min., ab 12 J.,
R: James Schamus, D: Logan Lerman, Sarah Gadon, Tracy Letts, täglich im Blankeneser, Passage; www.empoerung.x-verleih.de