Szenen aus zwei ganz normalen Familien: Hier schreiben eine Mutter von zwei Kindern und einVater vonzwei Söhnen

Unsere Familie bekommt Zuwachs. Wird ja auch mal wieder Zeit nach drei Jahren. Aber dieses Mal läuft es ein bisschen anders. Der Zuwachs kommt mit dem Flugzeug und ist im Gegensatz zu den Kindern angeblich schon nach wenigen Wochen stubenrein. Ein Traum! Das dritte Kind hat Fell, hatte ein hundebesitzender Bekannter gesagt, als der Mann sich nach dessen Erfahrungen erkundigte. So ungefähr in dem Tonfall, in dem man werdenden Eltern erzählt, dass sie sich für die nächsten Jahre von der Idee des erholsamen Nachtschlafs verabschieden können.

Der Vergleich ist weit hergeholt. Denn: Einen Hund zu bekommen ist definitiv schwieriger, als schwanger zu werden. Es scheint nur auf den ersten Blick einfach. Die Tierheime sind voll, das Internet auch, und die Züchter legen regelmäßig nach. Aber welcher Hund sollte es sein? Natürlich nicht zu groß, sonst passt ja kein Gepäck mehr ins Auto.

Aber auch nicht zu klein, wir wollen keinen Hamster, sondern einen Hund. Er sollte viele Haare haben, aber nicht allzu viel haaren. Ihr müsst einen Dackel nehmen, sagte ein Herr und Dackelzüchter. Bloß nicht so einen Wundertüten-Mischling, bei dem niemand wisse, was rauskomme. Einen Jack Russel, sagte eine Bekannte, die gerade Jack-Russel-Welpen hatte. Auf keinen Fall einen Jack Russel, meinte eine andere Bekannte. Seid ihr wahnsinnig? Die sehen nur klein aus, halten sich selbst aber für Irische Wolfshunde. Nix für Anfänger, die brauchen Konsequenz. Ich: „Ich bin konsequent.“ Sie: „Hahaha.“

Das örtliche Tierheim war auch keine Hilfe, wenn man nicht gerade nach schwarzen Schäferhundmischlingen suchte oder solchen, die auf keinen Fall an Familien mit kleinen Kindern vermittelt würden, was bei etwa 80 Prozent der Fall war. Auch weckten Beschreibungen wie „verteidigt aggressiv sein Futter“ nicht gerade mein Vertrauen. Das fiel aus, ebenso die vielen Anzeigen im Internet, in denen man sich von der über alles geliebten achtwöchigen Jana/Maja/Zoe trennen musste, weil der Vermieter, Sie wissen schon ...

Lassen Sie uns auf der Straße treffen, der einjährige Sohn hängt so an dem Tier ... Impfung haben wir noch nicht geschafft, 250 Euro Verhandlungsbasis. Die Hündchen tun einem leid, keine Frage. Aber solange es Leute gibt, die hier zugreifen, wird in den osteuropäischen Hundefabriken nachgelegt.

Ich hatte eigentlich schon fast aufgegeben, da entdeckte ich UNSEREN Hund auf den Seiten mit den Straßenhunden vom Auslandstierschutz. Ein fünf Monate altes Fellknäuel, das in einem Tierheim im Süden Europas hockte. Das bezauberndste Hundewesen der Welt. Wir waren uns alle sofort einig. So einig, wie man es nur sein kann, wenn man ein paar Bilder im Internet betrachtet, um das künftige Familienmitglied auszusuchen.

Nach einigen Telefonaten war er für uns reserviert. Wir sollten nur noch einen Kontrollbesuch bestehen. Kein Problem, dachte ich. Jedenfalls so lange, bis die freundliche Dame vom Tierschutz vor der Tür stand. Sie inspizierte das Haus, Zimmer für Zimmer, stellte Fragen wie: „Darf der Hund im Bett schlafen?“ Mist, sollte es jetzt daran scheitern? Ich: „Also, in meinem jedenfalls nicht.“ Tochter: „In meinem schon!“ Die Dame machte sich Notizen. Im Kinderzimmer sagte sie, die Kuscheltiere müssten woandershin, der Hund könne sich sonst verschlucken. Die Dame blieb zweieinhalb Stunden. Irgendwann hatten wir nicht mehr das Gefühl, dass geprüft wurde, ob wir uns gut um einen Hund aus dem Tierheim kümmern können, sondern ob wir vertrauenswürdig genug wären, in irgendein Atomwaffenprogramm aufgenommen zu werden.

Und dann hatten wir es doch geschafft. Jetzt haben wir handgefertigte Leinen, weichste Hundebetten, Gummiknüppel zum gesunden Stöckchenwerfen, getreidefreies Hundefutter und Kauhölzer in Penisform. Und das ist nur die Erstausstattung. Fehlt nur noch der Hund. Unsere wunderbare Wundertüte.