Schwerhörigkeit ist eine häufige Alterserscheinung. Doch sie kann auch Symptom einer Erkrankung sein

Orientierung und Sicherheit im Alltag, Gespräche mit Kollegen, Freunden und Familienangehörigen oder der Genuss der Lieblingsmusik – all das ermöglicht uns das Gehör. Etwa 15 bis 20 Millionen Menschen in Deutschland leiden allerdings unter einem geminderten Hörvermögen – in der Altersgruppe ab dem 65. Lebensjahr sogar jeder zweite Mann und jede dritte Frau.

Eine unbehandelte Schwerhörigkeit schließt Betroffene aus vielen Bereichen des täglichen Miteinanders aus. Mögliche erste Anzeichen: Satzteile, einzelne Wörter und auch hohe Töne werden verzerrt, nur in Teilen oder gar nicht wahrgenommen. Ebenso kann es vorkommen, dass Hintergrundgeräusche, etwa Straßenlärm oder Musik im Restaurant, dazu führen, dass es schwerfällt, Gespräche zu führen. Und Lautstärkeregler von Fernseher und Radio müssen zunehmend aufgedreht werden.

Ursachen für eine Schwerhörigkeit können unter anderem Lärmbelastungen, Krankheiten, Unfälle, Verknöcherungen, Tumore am Hörnerv oder Vererbung sein. Meistens ist jedoch ist Hörverlust eine Alterserscheinung. Etwa ab dem 50. Lebensjahr nimmt die natürliche Leistungsfähigkeit des Gehörs ab. Einer der Gründe dafür sind Verschleißerscheinungen an den Haarzellen im Innenohr. Durch den Alterungsprozess werden auch der Hörnerv und das Hörzentrum beeinträchtigt.

Allerdings sind auch Jugendliche immer häufiger von Schwerhörigkeit betroffen. Auf das in allen Industrieländern wachsende Risiko Jugendlicher, durch zu laute Musik via Smartphone und MP3-Player oder in Clubs und Diskotheken ihr Gehör nachhaltig zu schädigen, weist unter anderem auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hin. Über eine Milliarde junger Menschen sollen weltweit gefährdet sein.

Zahl der Kinder mit Hörproblemen steigt

Die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde macht ebenfalls auf die Entwicklung aufmerksam. Nach ihren Beobachtungen hat sich in Deutschland die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die unter einer Hörstörung leiden, in den vergangenen 25 Jahren in etwa verdoppelt. „Ursächlich für eine Minderung des Hörvermögens können bei Kindern auch vergrößerte Rachenmandeln und Flüssigkeitsansammlungen im Mittelohr sein“, sagt der in Hamburg praktizierende Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO), Dr. Dirk Heinrich, der außerdem Präsident des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte ist.

Bei Erwachsenen setze eine Schwerhörigkeit oft schleichend ein und bleibe lange Zeit unbemerkt. Heinrich: „Viele Betroffene gehen daher viel zu spät zum HNO-Arzt. Besser ist es, unverzüglich den Facharzt zu konsultieren, sowie man merkt, dass sich das Hörvermögen verschlechtert.“

Die Therapie der Schwerhörigkeit richtet sich nach deren Ursache und Ausmaß. Zugrundeliegende Erkrankungen müssen behandelt werden, manchmal müssen auch Fremdkörper oder Ohrenschmalzpfropfen entfernt werden. In manchen Fällen stellen die Ärzte mit einer Operation des Ohres, genannt Tympanoplastik, das Trommelfell oder die Gehörknöchelchenkette wieder her.

„Oft kann auch das Tragen eines Hörgeräts sinnvoll sein, jedoch erst, wenn die Ursachen der Schwerhörigkeit durch den Facharzt endgültig abgeklärt sind“, sagt Dirk Heinrich. Sofern ein Hörgerät in Betracht komme, sollte dieses so frühzeitig wie möglich getragen werden.

Einer Schwerhörigkeit lasse sich auch vorbeugen. Dirk Heinrich rät, Lärmbelästigungen so gut es geht zu vermeiden, denn sie schaden den Ohren langfristig.

Um möglichst viele Menschen über die Bedeutung guten Hörens zu informieren und darüber aufzuklären, wie sie ihr Gehör schützen, findet jedes Jahr am 3. März der Welttag des Hörens statt. In Deutschland veranstaltet der Bundesverband der Hörgeräte-Industrie (BVHI) den Welttag gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation, Hörakustikern, Ärzten und weiteren Partnern. Schirmherr ist der Bundesminister für Gesundheit, Hermann Gröhe. Bereits im Februar bieten Hörakustiker deutschlandweit kostenlose Hörtests und Beratungen an.