In immer mehr Branchen und Berufen spielt die Verarbeitung und Verwaltung von Daten eine wichtige Rolle

ine Recheneinheit, ein Lichtsensor, zwei Motoren – das ist es, was Justus Roboter nennt. Der Sechstklässler besucht die Robotik-AG seiner Schule. Ein Tutor der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) erklärt die Aufgabe: Der Roboter soll einer schwarzen Linie folgen können, ohne den Verlauf vorher zu kennen. Justus hat eine Idee, wie das gehen könnte: „Das machen wir mit dem Lichtsensor: Wenig Licht bedeutet schwarze Linie und Kurs halten, viel Licht ausweichen.“ Die Schüler merken schnell, dass diese Vorgaben zu ungenau sind, aber mit Unterstützung des Tutors steht die Lösung: Bei wenig reflektiertem Licht fährt der Rechner nach rechts, sobald er viel Licht misst, wieder nach links. „Und so hangelt sich der Roboter im Zickzackkurs an der schwarzen Linie entlang“, erklärt Justus stolz.

2030, wenn Justus längst erwachsen ist, könnte Hamburg laut einer Veranstaltung der Körber-Stiftung digitale Hauptstadt sein. „Hamburg hat große Digitalunternehmen, viele Hochschulen und sich ausdrücklich zur Gestaltung des digitalen Wandels bekannt“, lobt Programmleiterin Julia André die Einrichtung einer Leitstelle „Digitale Stadt“ in der Senatskanzlei. Laut einer bundesweiten Vergleichsstudie von 200 Kommunen landet Hamburg hinsichtlich der Digitalisierung auf dem zweiten Platz, hinter Köln und vor München. Nicht nur für junge Menschen ist das Herausforderung und Chance zugleich: „Digitalisierung und Vernetzung sind Treiber für Innovationen“, betont Julia André. Die Geisteswissenschaftlerin verweist auf die sogenannten „21st Century Skills“: In einer digitalisierten Arbeitswelt, in der Routinetätigkeiten zunehmend automatisiert werden, gewinnen Eigenschaften wie Problemlösungskompetenz, Kreativität und Teamfähigkeit an Bedeutung. Laut einer Prognose des US-Marktforschers Gartner starten schon in diesem Jahr Berufe durch, die den Wert von Daten in den Mittelpunkt stellen und klassische Managementaufgaben mit der digitalen Transformation verbinden. Gartner spricht vom Chief Analytics Officer und dem Chief Data Officer, die nicht aus der IT-Abteilung, sondern zu 70 Prozent aus Fachabteilungen wie Marketing, Verkauf und Kundenservice kommen. Sie kennen sich mit Statistik, Risikomanagement und Kostensenkungen aus, versuchen aus Daten, Informationen und Algorithmen neue Geschäftsmodelle zu gewinnen und haben nicht selten eine kaufmännische Grundausbildung.

Neben Betriebswirten und Marketingfachleuten benötigt die Digitalisierung Techniker. Christian Schuster, Professor für Elek­trotechnik an der TUHH, macht deutlich, dass es zwischen Software, Hardware und ihrer Verknüpfung zahlreiche Ausbildungen und Studiengänge gibt. Deshalb wurde an der TUHH das Internet-Portal „wie-werde-ich-eigentlich.de“ online gestellt, es will Studiengänge mit Berufsbildern verbinden. „Die Liste der Branchen, die von der Digitalisierung umgekrempelt werden, ist lang“, sagt Julia André und verweist auf Logistik, Werbung oder die Finanzbranche. Selbst in pflegenden Berufen wird über digitale Assistenzsysteme diskutiert. Klar ist: Die digitale Transformation umschließt alle Berufe und Branchen.