Das Restaurant Leche de Tigre in Ottensen bringt peruanische Köstlichkeiten auf die Tische. Es ist laut, bunt und sehr lecker

„Das ist ein lautes Restaurant!“, stellen die Sechsjährige und ihr dreijähriger Bruder zufrieden fest. Aus den Boxen tönt Lateinamerikanisches, es baumeln bunte Lichterketten, das Leche de Tigre in Ottensen empfängt seine Gäste – auch die jüngsten – unkompliziert und ausgelassen. Peruanische Küche – das ist, was vor vielen Jahren Sushi war, dann vom Vietnamesen abgelöst wurde und nun also aus den Anden kommt: der Gastrotrend schlechthin. Wem bei peruanischer Küche nur gebratene Meerschweinchen einfallen (kein kapitaler Fehler, das gibt es dort tatsächlich), der hat jedoch vermutlich nie das peruanische Signature Dish probiert: Ceviche, die würzig-frische Sashimi-Variante, für die der Fisch kalt gar zieht durch die – neben Seegetier in Sushiqualität – wichtigste Zutat: Tigermilch, eine Mischung aus Limettensaft, roter Zwiebel, Chili und frischem Koriander.

Vermutlich gibt es wenig Gerichte, die gleichzeitig so elegant daherkommen und doch so einfach zu machen sind wie Ceviche, eigentlich lustig, dass es vergleichsweise lange gedauert hat, bis dieses peruanische Küsten-Gericht die europäischen Metropolen überzeugte.

Wer aus Konsistenzgründen bislang vor rohem Fisch zurückschreckte, sollte unbedingt trotzdem probieren, zum Beispiel das „Ceviche Tigre“ für elf Euro: Kabeljau, Garnelen und Baby Calamares, serviert auf (das ist gewöhnungsbedürftig) kaltem Süßkartoffelpüree. Fast noch leckerer fanden wir die zarte Lachsversion „Tiradito de Salmon“ in Maracuja-Tigermilch mit Süßkartoffelchips.

Am besten gleich mehrere Köstlichkeiten bestellen, bis der Tisch im Tapas-Stil gefüllt ist. Und dann: Querbeet probieren! Ein Muss: „Yuca Frita“, die knusprigen „Pommes“ aus der Maniokwurzel für 5,50 Euro, die mit einem cremigen, leicht scharfen Dip daherkommen. Einer gewissen Schärfe sollte man im Leche de Tigre nicht abgeneigt sein. An gegrillte Ochsenherzen haben wir uns diesmal zwar nicht getraut, richtig lecker (und bei den Kindern neben der hausgemachten Maracuja-Limo am beliebtesten) war dafür der würzige Pulpo-Spieß mit Chorizo in Chimichurri-Marinade (9,50 Euro). Ein echter Knaller: das süßliche „Sanduche de Tschitscharron“, eine Art peruanischer Burger (8, 50 Euro) mit zartem Schweinebauch im Brioche-Brötchen, roten Zwiebeln und samtiger Sauce. Dazu krispe Süßkartoffelchips zum Wegknuspern.

Der Gastraum ist weit und offen, definitiv eher kommunikativ als intim. An vielen Tischen wird laut gegen die Musik angeredet (auch auf Spanisch), gelacht, voneinander probiert. Die „Tischdecken“ sind denkbar simpel: Ein Bogen Papier, in die Ecken ist das Tiger-Logo gestempelt. Für die Kinder gibt es ein Glas Buntstifte – gemalt wird direkt auf die Tischdecke, was ausgesprochen gut ankommt.

Die Eltern lehnen sich zurück und genießen erfrischenden Pisco Sour – der peruanische National-Drink aus dem Traubenschnaps Pisco, Limette und geschlagenem Eiweiß für sieben Euro – und einen Rum, pur: „Zapaca 23 Solera“, mild, rund, etwas vanillig (5,50 Euro). Der kommt zwar nicht aus Peru, sondern aus Guatemala, ist aber der perfekte Abschluss eines südamerikanischen Abends in Altona.

Leche de Tigre Nernstweg 32-34 (S Altona),
Mo-Sa 18.00-23.00, So 16.00-22.00, T. 0176/
23 75 39 38; facebook.com/Tiger.Milch.Germany