Kölln-Reisiek. Nach einem Feuerschaden hat sich Manfred Baier aus Kölln-Reisiek den Sportwagen Morgan Plus 8 gekauft

Vor gut sechs Monaten ging der Jaguar E-Type, Baujahr 1968, von Manfred Baier aus Kölln-Reisiek bei Service-Arbeiten in der heimischen Garage in Flammen auf. Totalschaden! Der selbst restaurierte Oldtimer war nicht mehr zu retten. Baier trug bei den vergeblichen Löschversuchen noch Verletzungen am linken Arm davon. Erst die Feuerwehr konnte den Brand unter Kontrolle bringen und ein Übergreifen auf das Einfamilienhaus des Rentners verhindern.

Doch inzwischen besitzt der Bastler mit dem Faible für klassische Automobile bereits wieder eine Rarität aus Großbritannien: einen Morgan Plus 8. Na, wenn das keine Auto-Leidenschaft ist! Andere hätten vielleicht nach dem Brandschaden kapituliert und sich auf das Sammeln von Briefmarken verlegt. Aber das kam für Manfred Baier nie infrage. „Natürlich war das erst mal ein Schock damals, und ich war traurig, dass der schöne Jaguar nicht zu retten war”, sagt der 76 Jahre alte, längst zum Experten gewordene Hobby-Schrauber. Doch Baier kann es nicht lassen und wurde auch von seiner Frau darin bestärkt, seine jahrzehntelang betriebene Freizeitbeschäftigung nicht aufzugeben.

Inzwischen ist der Schadenersatz mithilfe der Versicherung dank einer Kasko-Variante mit dem Leistungszusatz „grob fahrlässig” optimal geregelt worden. Es habe nicht – wie zunächst vermutet – eine mobile Werkstattleuchte beim Benzinfilterwechsel am Tank den Brand ausgelöst. Eher hätten sich, wohl aus unbekannter Ursache, Kraftstoffdämpfe explosionsartig entzündet. Erleichtert machte sich Baier auf die Suche nach einem Nachfolger für den geliebten Jaguar E, dessen Wert mehr als 60.000 Euro betrug. Ein komplett restaurierter E-Type wäre ihm allerdings zu langweilig gewesen. Doch noch einmal ein heruntergekommenes Exemplar neu aufzuarbeiten, wie damals, erschien selbst Baier zu aufwendig. Immerhin hatte er in den abgefackelten „Jag” mehr als 2800 Arbeitsstunden investiert.

Als Kompromiss war der originelle Morgan die passende Alternative. Das Prachtexemplar, Baujahr 1985, aber – da aus Sammlerhand – erst 17.000 Kilometer gefahren, entdeckte Baier im Internet. Ein Händler in Baierbrunn, südlich von München, hatte den aus den Niederlanden importierten Roadster inseriert. Nach Fotosichtung und Überprüfung der Fahrzeugdaten machte sich Herr Baier aus Kölln-Reisiek auf den Weg nach Baierbrunn. Zweimal Baier: Was sollte da noch schiefgehen? In der Werkstatt konnte er den Plus 8 (wahre Fans sagen auf Englisch plus eight) auch auf der Hebebühne besichtigen. Und war zufrieden. Zudem hatte es für den Import eine frische TÜV-Abnahme gegeben. Man wurde sich handelseinig, und Baier konnte gleich die Heimreise im Morgan antreten.

Vom Komfort eines Jaguar E war und ist der Plus 8 trotz seines bulligen Achtzylinder-Motors mit 3,5 Liter Hubraum und 190 PS allerdings meilenweit entfernt. Der von Rover zugelieferte Motorblock ist ein Lizenzbau eines amerikanischen V8-Aggregats von General Motors. Ansonsten entsprechen zahlreiche Teile des jungen Oldtimers dem Stand der Technik der 30er-Jahre. „Der Plus 8 gilt als der am härtesten gefederte Sportwagen weltweit”, weiß Baier nun auch aus eigener Erfahrung. Denn das Fahrwerk besteht aus einer hinteren Starrachse und vorderen Einzelradaufhängungen mit extrem kurzen Federwegen. Auf der Fahrt nach Kölln-Reisiek legte der stolze Morgan-Besitzer satte 1200 Kilometer zurück. Denn das mitgebrachte Navigationsgerät streikte. Prompt kamen einige Umwege unfreiwillig hinzu. „Am schlimmsten waren die harten Stöße der Autobahnfugen im Raum Hannover”, erinnert er sich an die Überführungsfahrt von Süd- nach Norddeutschland.

Inzwischen steht der im klassischen „british racing-green” lackierte Plus 8 gut geschützt in Baiers Garage. Doch die Eleganz der Linienführung des betagten Zweisitzers ist für Laien nur schwer zu erkennen. Denn das Prachtstück ruht aufgebockt und weitgehend seiner äußeren Schale beraubt im Winterschlaf. Die angeschraubten Karosserieteile lassen sich leicht demontieren. Allein die vorderen Kotflügel sind fast drei Meter lang.

Manfred Baier nutzt die Zeit bis zum Frühjahr, um seinen äußerlich makellosen Neuzugang auch von innen auf Vordermann zu bringen. Denn unterm Blech entdeckte der Experte manche Unzulänglichkeiten. Die tragenden Teile des Leiterrahmen-Chassis, das zusätzlich mit Eschenholzbalken verstärkt ist, sind in Ordnung. Doch vor allem die Rostvorsorge gingen die Morgan-Monteure nachlässig an. „Aber das war für mich keine Überraschung“, sagt Baier schmunzelnd. Nun wird er die kommenden Wochen nutzen, die angenagten Bleche auszutauschen und auch sonst noch eine Menge Kleinkram zu reparieren. „Alles in allem wohl nicht mehr als 40 Arbeitsstunden”, schätzt der Hobby-Mechaniker. Im April soll der Morgan dann wieder angemeldet und im Straßenverkehr, bei Oldtimer-Ausfahrten und Klassiker-Messen zu sehen sein.