Hamburg. 25-Jährige und ein Staatsanwalt verletzt. Wie konnte der Angeklagte die Waffe in den Prozess schmuggeln?

Der Angriff in Saal 183 im Hamburger Strafjustizgebäude kam wie aus dem Nichts: Gegen 10 Uhr am Dienstag sprang der Angeklagte Chris Z. (39) mitten im Prozess von seinem Platz auf, lief zu seiner Exfreundin und stach auf sie ein – dabei benutzte er offenbar eine angespitzte Zahnbürste und eine Rasierklinge. Martina O. (25), die in der Berufungsverhandlung gegen Chris Z. eine Zeugin war, wurde dabei am Hals verletzt.

Es kam zu einem Tumult. Mehrere Prozessbeteiligte, darunter ein Staatsanwalt und Chris Z.s Verteidiger, stürzten sich auf den Mann. Dabei erlitt der Staatsanwalt eine oberflächliche Schnittverletzung am Hals. Auch der Angeklagte trug Schnittwunden davon, die er sich möglicherweise in suizidaler Absicht selbst zugefügt hatte. Martina O. und der Staatsanwalt wurden vor Ort ambulant behandelt, der Angreifer kam auf die Krankenstation des Untersuchungsgefängnisses.

Noch unklar ist, wie es Chris Z. gelungen war, die selbst gebaute Waffe in den Gerichtssaal zu schmuggeln. Der 39-Jährige war aus der U-Haftanstalt direkt ins Justizgebäude geführt worden. Richard Seelmaecker, justizpolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, sprach von einer „erneuten schweren Panne“, welche die Justizbehörde zu verantworten habe – zumal Chris Z. in der JVA Billwerder, wo er aktuell inhaftiert ist, als „besonders schwieriger Gefangener“ bekannt gewesen sei. Bereits 2002 war er wegen Mordes zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden, weil er den neuen Partner seiner Exfreundin erschossen hatte. Im Mai 2015 kam er wieder auf freien Fuß.

Der 39-Jährige stand erneut vor Gericht, weil er Martina O. am 20. Dezember 2015 geschlagen und ihre Wohnung in Billstedt verwüstet haben soll. Danach ging er mit einem Messer auf alarmierte Polizisten los. Sie konnten ihn erst mit einem Beinschuss stoppen. In erster Instanz war Chris Z. zu 16 Monaten Haft verurteilt worden.

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