Eigentlich ist es der Stoff für eine beschauliche Idylle: In einem Ferienort an Frankreichs nördlicher Küste irgendwann Anfang des 20. Jahrhunderts kreuzen sich die Wege von adligen Touristen und einfach gestrickten Einheimischen. Der französische Regisseur Bruno Dumont macht daraus eine slapstickhafte Groteske, indem er seine Figuren als grobe Karikaturen ihrer jeweiligen Klasse auftreten lässt.

Die adlige Familie der Van Peteghems mit ihrem buckligen Patriarchen André (Fabrice Luchini) erweist sich als Ansammlung hysterisch-kreischender Idioten; der einheimische Pöbel dagegen besteht aus schmutzigen, dafür aber
bauernschlauen Kannibalen. Weil in der Gegend mehr und mehr Touristen verschwinden – der Zuschauer weiß, weshalb –, beginnt bald ein Kommissar zu ermitteln, der so dick ist, dass es ihm leichter fällt, die Dünen herunterzurollen anstatt zu gehen.

Den Humor von Bruno Dumont darf man durchaus als speziell bezeichnen. Wie lustig man „Die feine Gesellschaft“ findet, hängt stark davon ab, wie viel Toleranz man für das übersteigerte exzentrische Schauspiel vor allem der beiden Hauptdarstellerinnen Juliette Binoche und Valeria Bruni Tedeschi aufbringt, die sich hier an outrierter Künstlichkeit geradezu überbieten. Einzig Fabrice Luchini als grenzdebilem Familienvorstand gelingt es einigermaßen, die Balance zwischen satirischer Überzeichnung und erhellender Entblößung zu halten.

„Die feine Gesellschaft“ F/D 2016, 123 Min.,
ab 12 J, R: Bruno Dumont, D: Juliette Binoche, Fabrice Luchini, Valeria Bruni Tedeschi, tägl. 3001, Koralle, Passage; www.die-feine-gesellschaft.de