Hamburg. Neue Suchtstudie. Immer weniger Raucher, aber hoher Cannabis-Konsum

Alkohol ist das am meisten konsumierte Suchtmittel in Hamburg. Fast jeder fünfte Einwohner der Hansestadt im Alter zwischen 18 und 64 Jahren trinke zu viel, ergab eine bundesweite Untersuchung, die Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) gestern im Rathaus vorstellte. Demnach gefährden 185.000 Menschen in Hamburg mit riskantem Alkoholkonsum ihre Gesundheit.

Als gesundheitsschädlich gilt laut Weltgesundheitsorganisation Alkoholkonsum, wenn ein Mann täglich mehr als 24 Gramm Reinalkohol und eine Frau täglich mehr als 12 Gramm Reinalkohol zu sich nehmen. Ein Glas Bier mit 0,33 Litern Inhalt enthält knapp 13 Gramm reinen Alkohol, ein Glas Wein mit 100 Millilitern etwa neun Gramm.

Die 25- bis 39-Jährigen seien besonders von zu hohem Alkoholkonsum betroffen, sagte Prüfer-Storcks. Diese Menschen seien in der „Rushhour ihres Lebens“. Die Doppelbelastung aus Familiengründung und beruflicher Karriere führe offenbar dazu, dass die Leistungsanforderungen mit Alkohol kompensiert würden.

Das Institut für Therapieforschung in München führt regelmäßig bundesweit eine repräsentative Studie zum Konsum von legalen und illegalen Drogen durch. An der aktuellen Untersuchung hatten sich neben Hamburg die Bundesländer Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Thüringen beteiligt. Der Studie zufolge verzeichnen 39 Prozent der Befragten mindestens einmal im Monat „eine Episode des Rauschtrinkens“.

Rückläufig ist hingegen der Tabakkonsum. Derzeit rauchten 26 Prozent der Frauen und 31 Prozent der Männer – ein Rückgang zwischen vier und fünf Prozent gegenüber 2009, sagte Theo Baumgärtner von der Landesstelle für Suchtgefahren. Vor allem jüngere Menschen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren rauchen weniger als vor einigen Jahren. „Hier sank die Raucherquote in den vergangenen sechs Jahren von 37 auf 20 Prozent“, sagte Baumgärtner. Als starker Raucher gilt, wer mehr als 20 Zigaretten am Tag konsumiert.

Bei Cannabis ist der Konsum in Hamburg etwa doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt. „Kiffen ist eher ein urbanes Phänomen“, sagte Baumgärtner. Cannabis sei leichter zu bekommen, und die Experimentierfreude sei höher. Prüfer-Storcks lehnte eine Freigabe von Cannabis ab. „Viele Studien zeigen, dass eine leichte Verfügbarkeit den Konsum von Drogen stark erhöht. Das ist für mich das entscheidende Argument.“

Auch bei illegalen Drogen sei Hamburg stärker betroffen als andere Bundesländer, sagte Baumgärtner. Auffällig sei jedoch, dass die Droge Crystal Meth (Methamphetamin) in Hamburg „nicht so angekommen ist wie befürchtet“.

Die Gesundheitsexpertin der CDU, Birgit Stöver, warf dem Senat gewordene Doppelzüngigkeit vor. Während Prüfer-Storcks warne, habe Justizsenator Till Steffen (Grüne) den Cannabiskonsum wiederholt verharmlost.

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