Berlin.

Die Grippewelle hat Deutschland und weite Teile Europas erfasst. Die Weltgesundheitsorganisation WHO meldet eine „starke oder sehr starke“ Ausbreitung in zehn von 43 beobachteten Ländern. Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), richtete am Donnerstag einen „dringenden Appell“ an Menschen über 60 Jahre ohne Grippeschutz. Diese sollten sich auch jetzt noch impfen lassen. In Deutschland sind in der Zeit von Oktober bis Mitte Januar etwa 11.000 Grippekranke und 31 Todesopfer gemeldet worden.

Grund für den Aufruf des RKI sind Erkenntnisse über den in diesem Jahr grassierenden Virus-Typ. In über 90 Prozent der Fälle, so die WHO, handelt es sich um Viren vom Typ A/H3N2. Dieser kann vor allem bei älteren Patienten für einen schweren oder sogar tödlichen Verlauf der Krankheit sorgen. 28 von bisher 31 Todesopfern in Deutschland waren laut RKI älter als 59.

Eine Grippeimpfung, die nach etwa 14 Tagen einen Schutz aufbaut, ist dabei keine Garantie, sich nicht zu infizieren. Das gelte im Besonderen, weil sich der aktuelle Virus-Typ A von jenem unterscheidet, der Basis für den diesjährigen Impfstoff war. In der „Altersgruppe 65“ hat die WHO für zwei Länder in Nordeuropa eine Effektivitätsquote von 24 bis 26 Prozent festgestellt – deutlich niedriger als im Vorjahr. „Trotzdem können Menschen, die sich im Januar oder Februar noch impfen lassen, noch profitieren“, sagt Prof. Mike Catchpole, Chef-Wissenschaftler des Europäischen Zentrums für Krankheitsvorbeugung und -kontrolle. Laut RKI sei das auch dann der Fall, wenn sich Geimpfte mit dem aktuellen Virustyp A infizierten. „Der Krankheitsverlauf ist milder“, sagt RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher. Am Ende könnte eine Impfung „über Leben und Tod“ entscheiden. Bei Risikopatienten sollten Ärzte frühzeitig den Einsatz antiviraler Arzneimittel erwägen, empfiehlt die WHO. Die Medikamente sollen die Vermehrung der Viren verhindern.

Das Robert Koch-Institut rät zudem zu häufigem Händewaschen mit einer Dauer von 20 bis 30 Sekunden. Wenn möglich, sollte man sich auch von Menschen fernhalten, die an einer Atemwegserkrankung leiden. Das RKI geht von weiter steigenden Zahlen von Grippeerkrankten aus.