Berlin.

Bis heute hält sich die Legende, dass regelmäßiges Trinken von Gin Tonic vor Malaria schützt. An den Bars der touristischen Camps in Afrika, der Hotels in Südostasien und sonst wo in der Ferne wird deshalb viel von dem Mixgetränk gekippt – als erfreuliche Pflicht sozusagen. Aber: Es hilft nicht.

„Das ist definitiv ein Märchen“, sagt Professor Gerd-Dieter Burchard vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Zwar galt das chininhaltige Tonic jahrhundertelang als das einzig wirksame Mittel gegen die Infektion – Gin mischte man überhaupt nur dazu, um den bitteren Geschmack zu kompensieren. Allerdings sei heutzutage die Chininkonzentration viel zu gering, als dass sie realistischen Schutz bieten könnte, konstatiert Burchard.

Jetzt im Winter, der Hauptsaison von Fernreisen in tropische Gebiete, beschäftigen sich wieder Tausende Abenteuerlustige mit der Frage, ob und wie sie sich gegen die Infektionskrankheit schützen können.

Malaria tropica kann tödlich enden

Malaria (von italienisch mal’aria: heißt so viel wie schlechte Luft, die insbesondere in den Sümpfen aufsteigt) ist die häufigste und bekannteste Tropenkrankheit. Sie wird durch den Stich einer infizierten Anopheles-Mücke übertragen. Die wichtigste und gefährlichste Form, die Malaria tropica, kann zum Tod führen. In Deutschland gibt es nur eingeschleppte Fälle der Infektion. Die durch den Stich übertragenen Parasiten vermehren sich zuerst in der Leber und später in den roten Blutkörperchen, die sie dadurch zerstören.

2015 wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge bundesweit 1068 Erkrankungen registriert – so viele wie nie zuvor. Vermutet wird, dass infizierte Flüchtlinge aus Afrika zu dem Höchststand beigetragen haben könnten. Aber auch in der Reisemedizin spielt das Thema eine immer größere Rolle, auch weil die Deutschen immer häufiger in weit entfernte Länder reisen.

Die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG) stuft vor allem Länder in Afrika, Asien und Lateinamerika als Malariagebiete ein. Dabei unterscheiden sie zwischen geringem und hohem Risiko. Ein hohes Risiko besteht etwa in vielen Gebieten des Afrikas südlich der Sahara (in Südafrika und Namibia sind nur die nördlichen Regionen betroffen) sowie in Teilen Südostasiens und Südamerikas – das Risiko, sich zu infizieren, kann sich aber von Region zu Region unterscheiden. Für die Hochrisikogebiete empfiehlt Tropenmediziner Burchard unbedingt die Einnahme einer Langzeitprophylaxe (Chemoprophylaxe), für Gebiete mit geringem Risiko die Mitnahme eines Notfallmedikaments, Standby genannt. Die Inkubationszeit der Malaria tropica kann von einer Woche bis zu Monaten betragen.

Treten Symptome auf – etwa Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Durchfall und Erbrechen – sollte unbedingt innerhalb von 24 Stunden ein Arzt aufgesucht, wenn das nicht geht, ein Malaria-Notfallpräparat eingenommen werden. Werde die Krankheit nicht rasch behandelt, führe sie zu schweren Schäden der Organe oder ende tödlich, so Burchard. „Im Zweifel sollte die Therapie auch rein auf Verdacht begonnen werden.“

Typische Präparate für die Langzeitprophylaxe sind nach Angaben des Experten Doxycyclin und Malarone, sie sollen bis 28 Tage beziehungsweise sieben Tage nach Aufenthalt im Risikogebiet eingenommen werden. Als geeignete Notfallmedikamente gelten Riamet und Malarone.

Das auch wegen der vielen Nebenwirkungen umstrittene Malaria-Mittel Lariam ist seit Februar 2016 in Deutschland nicht mehr im Handel. Auch die Nebenwirkungen der weiteren Malaria-Medikamente können von Bauchschmerzen und Durchfall bis hin zu Allergien und Depressionen reichen. Allgemein seien sie aber gut verträglich, so Burchard.

Der beste Schutz: Mückenstiche vermeiden

Ihm zufolge liegt das Risiko, ohne Chemoprophylaxe eine Malaria zu bekommen, in Afrika bei einer Reisedauer von einem Monat bei zwei bis vier Prozent. „Man sollte aber nicht vergessen, dass es sich dabei um das Risiko einer lebensgefährlichen Erkrankung handelt – daher sollte man das geringe Risiko von Nebenwirkungen in Kauf nehmen.“

Burchard rät dazu, sich auch die Notfallmedikamente bereits in Deutschland zu besorgen. Je nach Region gebe es immer wieder Fälle, in denen gefälschte Produkte verkauft wurden, die nicht wirkten. Zu Bedenken sei auch, ob es in den Zielgebieten eine gute medizinische Notfallversorgung gibt. „Sind Sie irgendwo in ländlichen Regionen Asiens unterwegs, ist diese Wahrscheinlichkeit eher gering.“ Jeder müsse für sich selbst entscheiden, ob er wegen eines kurzfristigen Zwischenstopps in einer Malaria-Hochburg wie etwa Mombasa eine Prophylaxe einnehmen möchte.

Die wichtigste Vorbeugung von Malaria ist sowieso der Schutz vor den Mückenstichen: Die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit rät vor allem zu imprägnierten Moskitonetzen, Mückenschutzmitteln sowie heller, langer Kleidung. Wer dies beachte, schütze sich auch vor weiteren tropischen Krankheiten wie dem Dengue-Fieber.

Die DTG gibt im Internet unter dtg.org länderspezifische Empfehlungen zur Malariavorbeugung.