Zusatzversicherungen übernehmen einen Teil der Kosten. Manche haben in ihren Verträgen aber Wartezeiten

Fast jeder zweite in Deutschland scheut den Besuch beim Zahnarzt. Das geht aus einer Untersuchung des Statistischen Bundesamtes hervor. 2,6 Millionen Menschen in Deutschland verzichteten auf die Konsultation des Zahnarztes, obwohl dies nach ihrer eigenen Einschätzung angebracht gewesen wäre. Fast jeder Zweite (48 Prozent) verzichtete aus finanziellen Gründen.

Das hat seinen Grund. Beim Zahnarzt nehmen die Patienten Leistungen in Anspruch, die über die Regelversorgung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hinausgehen. Das reicht von der Keramikfüllung statt Amalgam bis zur voll verblendeten Krone. Solche Leistungen werden nach der Gebührenordnung der Zahnärzte (GOZ) abgerechnet. Von seiner Krankenkasse erhält der Patient nur einen Festzuschuss, der mindestens 50 Prozent der Regelleistung ausmachen soll. Das ist die günstigste medizinische Lösung. Der Zuschuss kann sich um bis zu 30 Prozent erhöhen, wenn regelmäßige Kon-trollen nachgewiesen werden können.

Eine metallische Vollkrone kostet rund 280 Euro, davon übernimmt die GKV mindestens 50 Prozent. Wenn die Krone aus einer Goldlegierung besteht, kostet sie je nach Materialpreis und Größe mehrere Hundert Euro. Die teuerste Variante ist eine Vollkeramikkrone, die bis zu 1000 Euro kosten kann. Mit knapp 700 Euro schlägt eine Brücke in der einfachen Regelversorgung zu Buche. Mit einer höherwertigen Keramiklösung können es schnell über 1000 Euro sein. Besonders teuer sind Implantate. Schon ein Einzelzahnimplantat kann zwischen 1850 und 2900 Euro kosten, je nachdem ob ein Knochenaufbau nötig ist. Von der Kasse gibt es selbst mit komplettem Bonusheft nur rund 400 Euro.

Aber auch Vorsorge hat ihren Preis. So kostet eine professionelle Zahnreinigung (PZR) 75 bis 85 Euro. Einige Kassen zahlen auf freiwilliger Basis auch für PZR oder geben zumindest einen Zuschuss. Das gilt meist aber nur, wenn bestimmte Ärzte aufgesucht werden, mit denen die Kassen Verträge haben.

Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass die private Zahnzusatzversicherung die am stärksten nachgefragte Zusatzpolice im medizinischen Bereich ist. Laut dem Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) hat sich die Zahl der Zahnzusatzversicherungen in zehn Jahren fast verdoppelt. Während 2005 nur 7,8 Millionen Menschen eine private Zahnzusatzversicherung hatten, waren es 2015 bereits rund 15 Millionen. „Die Hamburger geben im Schnitt 247 Euro im Jahr für ihre Zahnzusatzversicherung aus“, sagt Daniel Friedheim vom Vergleichsportal Check24. „Sie gehören aber auch zu denen mit den geringsten Zahnlücken.“ Nur 14,1 Prozent der Bevölkerung haben Zahnlücken. In Sachsen sind es fast 27 Prozent. Im Antrag auf eine Zahnzusatzversicherung müssen Kunden beantworten, wie viele Zähne (Lücken) ihnen fehlen. Vorhandener Zahnersatz zählt nicht dazu.

„Eine private Zahnzusatzversicherung lohnt sich, wenn Ihnen die von der Krankenkasse bezuschusste Regelversorgung nicht reicht“, sagt Ulrike Steckkönig von der Stiftung Warentest. Das sei zum Beispiel der Fall, wenn die Patienten ein Implantat statt eine Brücke möchten. „Eine solche Versicherung schließt man am besten ab, bevor größere Baustellen auftreten“, sagt Steckkönig. Es reiche, wenn der Zahnarzt den Befund diagnostiziere. Die Behandlung müsse noch nicht begonnen haben. Denn für Schäden, die bei Vertragsschluss bereits da sind, zahlen die Versicherer normalerweise nicht. Außerdem sind die Leistungen in den ersten Jahren begrenzt. „Das alles spricht dafür, solche Versicherung am besten mit etwa Mitte 30 bis Mitte 40 abzuschließen“, sagt Steckkönig.

Eine Zahnzusatzversicherung übernimmt einen Großteil der Kosten für Zahnersatz. Leistungsstarke Tarife zahlen nicht nur für den Zahnersatz, sondern auch für den Zahnerhalt, wenn die Kasse die Kosten nicht übernimmt. Dazu gehören Zahnsteinentfernung, PZR, Parodontosebehandlungen und kieferorthopädische Behandlungen von Fehlstellungen. Allerdings müssen sich die Verbraucher die Verträge genau ansehen. Denn häufig können erste Leistungen erst nach acht Monaten in Anspruch genommen werden.

Die Stiftung Warentest hat 209 Zusatzpolicen verglichen und 66 mal die Note „sehr gut“ und 59 mal „gut“ vergeben. Die Leistungen zum Zahnerhalt wurden nicht bewertet. „Mit den leistungsstärksten Tarifen decken gesetzlich Versicherte auch bei teurem Zahnersatz zusammen mit dem Anteil ihrer Krankenkasse 80 bis 95 Prozent der Rechnung. Sie kosten einen Modellkunden beim Abschluss mit 43 Jahren je nach Leistungsniveau zwischen zehn und 55 Euro im Monat.

Die Bestnote sehr gut (0,5) erhielt der Tarif DFV-Zahnschutz Exklusiv. Ein 43-jähriger Kunde zahlt dafür 43 Euro im Monat, bis zum 73. Lebensjahr steigt der Beitrag schrittweise auf 66 Euro, ein Tarif ohne Altersrückstellungen. Es gibt aber auch Tarife wie von der Allianz, der Debeka oder der Hanse Merkur, die Altersrückstellungen bilden und dann nicht teurer werden. Dennoch kann es Prämienerhöhungen geben, wenn die Ausgaben die Einnahmen übersteigen.

Das günstigste Angebot mit sehr guten Zahnersatzleistungen beim Einstieg mit 43 Jahren ist der Tarif DentZE.90 der Halleschen für rund elf Euro im Monat, ermittelten die Warentester. Ebenfalls sehr gute Angebote kommen von Hanse Merkur (Tarif EZ+EZT), HUK-Coburg (ZZ Premium Plus) und DKV (KDT85).