„Bob, der Streuner“ erzählt die wahre Geschichte einer massiven, aber unwiderstehlich charmanten Wettbewerbsverzerrung. Als Straßenmusiker und Junkie James (Luke Treadaway) in London im Rahmen eines Methadon-Programms eine der begehrten Sozialwohnungen bekommt, kann er sein Glück kaum fassen.

Doch schon in der ersten Nacht dringt ein Mitbewohner bei ihm ein und macht keine Anstalten, wieder zu gehen. Im Gegenteil, der rot getigerte Straßenkater folgt seinem neuen Herrchen auf dem Fuß. Zunächst weiß James nicht, wie er mit derlei Zuneigung umgehen soll. Doch bald ist das Eis gebrochen. James tauft den Kater „Bob“, sie werden unzertrennlich. Als Straßenmusiker mit Haustier steigen beide zu lokaler Prominenz auf, verdienen gutes Geld und wecken das Interesse der tierliebenden, wenn auch allergischen Nachbarin. Dem Happy End stellen sich James’ Drogenproblem, die Tücken der Bürokratie und missgünstige Schlägertypen in den Weg. James verliert seine Lizenz, muss sich ohne Gitarre als Magazin-Verkäufer durchschlagen. Auch dabei sitzt Bob auf seinen Schultern, zieht zwar Käufer an, aber auch den Neid der katzenlosen Konkurrenz auf sich.

Die Verfilmung von James Bowens autobiografischem Bestseller hätte leicht in Rührseligkeit abrutschen können. Doch der Ex-James-Bond-Regisseur Roger Spottiswoode hält einen stimmigen Ton durch, der sowohl an das dokumentarische Musikdrama „Once“ erinnert als auch an die präzisen Milieustudien eines Ken Loach. Und Kater Bob spielt sich mit beeindruckender Präsenz selbst. Ein kleines Wunder von einem Film.

„Bob, der Streuner“ GB 2016, 103 Min., ab 12 J., R: Roger Spottiswoode, D: Luke Treadaway, Joanne Froggatt, täglich im UCI Othmarschen + Wandsbek