Man sieht sie überall. Bevorzugt an Tankstellen- und Supermarktkassen und auf den Bistrotischen vor rauchfreien Bars, Cafés und Restaurants. Sie wissen natürlich längst, wovon die Rede ist – von den grauenvollen, ekelhaften, abstoßenden Fotos nämlich, die nach dem Willen der internationalen Gesundheitserhaltungsbehörden seit einiger Zeit auf den Zigarettenpackungen abgebildet werden. Vergammelnde Zähne, verfaulte Zehen, Löcher im Hals. Diese Brechvorlagen sollen den ewig Gestrigen, den Rauchern, den Appetit auf die Zigarette vermiesen und sie im besten Falle ganz davon abbringen.

Doch während gefühlte 96 Prozent der Nikotinsüchtigen sich über die Gruselmotive bloß prächtig amüsieren und bereits unterhaltsame, florierende Tauschbörsen eingerichtet haben, werden die bedruckten Zigarettenpackungen zu einem immer größeren gesellschaftlichen Problem. Denn erstens soll es ja bekanntlich auch noch Nichtraucher geben, und zweitens hat offenbar bisher niemand darüber nachgedacht, dass beim unfreiwilligen Anblick der Schockmotive auch bei ihnen das große Würgen droht. Mal ehrlich: Diese Form der visuellen Sippenhaftung ist doch eigentlich maßlos ungerecht. Warum müssen sich unschuldige Nichtraucher an der Supermarktkasse den Appetit aufs Essen verderben lassen?