Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ und anderes Klassisches für die kommenden Tage

Einmal im Jahr kommt die Welt zur Ruhe. Jedenfalls die westlich-bürgerliche Welt. Selbst beinharte Manager sind schon dabei angetroffen worden, wie sie sich am 23. Dezember nachmittags unter fadenscheinigen Vorwänden aus der Telko schlichen, wie eines der gefürchtetsten Zeitvernichtungsinstitute des modernen Bürolebens verniedlichend genannt wird. Weihnachten gehört der Familie, dem Freundeskreis oder wer immer sonst einem die wichtigsten Menschen sind.

Das geht nicht nur Managern so, sondern auch Musikern. Niemand gastiert gern in Shanghai, während daheim in Frankfurt, Hamburg oder Berlin die Kinder unterm Christbaum sitzen. Deshalb kommt das Tourneeleben in der Weihnachtszeit weitgehend zum Erliegen.

Einige Tipps haben wir aber doch für Sie. Am 24. Dezember ist es still in Staatsoper und Laeiszhalle, da bleiben auch die Hamburger Musiker zu Hause. In den folgenden Tagen macht der Staatsopernspielplan dann im weihnachtlich-gemütlichen Rhythmus weiter. Dazu gehören die übergroßen Spekulatius in der Oper „Hänsel und Gretel“ von Humperdinck. Die ist zwar saisonal nicht gebunden, aber Weihnachtszeit ist eben Familien- und damit Märchenzeit. Die beiden Vorstellungen am 26. Dezember dirigiert Nathan Brock, die Titelpartien singen Sopranistin Christina Gansch als Gretel und Mezzosopranistin Dorottya Láng als Hänsel.

Spätromantisch ausufernd ist Puccinis Allzeitblockbuster „La Bohème“

Mit der naturalistischen Ausstattung haben der Regisseur Peter Beauvais und der Bühnenbildner Jan Schlubach den dramaturgischen Verwendungszweck ihrem Konzept geschickt einverleibt. Der Erfolg der Produktion spricht für sich: Sie stammt von 1972 und gehört zu den Dinosauriern im Repertoire des Hauses, mehr als 250 Vorstellungen hat sie schon auf dem mutmaßlich schuppigen Buckel.

Und das, obwohl die komplexen musikalischen Strukturen und der romantisch vollgriffige Orchestersatz nicht nur die Interpreten, sondern auch das Publikum fordern. Man hört es, dass Humperdinck ein Bewunderer Wagners war.

Spätromantisch ausufernd ist auch Puccinis Allzeitblockbuster „La Bohème“. Die herzergreifende Geschichte von der bitterarmen Mimì, dem Dichter Rodolfo und allerhand Liebesverwicklungen beginnt jahreszeitlich passend im winterlich-trüben Paris. Alle Welt feiert Weihnachten, nur Rodolfo und seine Künstlerfreunde haben kein Geld zum Heizen. Die Finanzlage bessert sich nicht dadurch, dass Rodolfo und Mimì ein Paar werden, und selbst dass die Freunde ihre letzte Habe versetzen, wird Mimì nicht vor dem Tod durch Tuberkulose bewahren.

Wer es lieber klassischer mag, dem sei das Weihnachtskonzert der Symphoniker Hamburg ans Herz gelegt. Der Konzertmeister Adrian Iliescu leitet das intelligent gestrickte Programm mit Händels Concerto grosso „Alexanderfest“, Brittens spritziger „Simple Symphony“ und einem von 135 Violinkonzerten des italienischen Geigenvirtuosen Giuseppe Tartini. Natürlich übernimmt Iliescu den Solopart. Der Abend schließt mit der Abschiedssinfonie von Haydn. Wie sinnfällig zum Jahresende.

„Hänsel und Gretel“ Mo 26.12., 14.30 und 19.00, Karten zu 12,- bis 109,- unter T. 35 68 68„La Bohème“ Di 27.12., 19.00, Karten zu 71,- bis 105,- unter T. 35 68 68; beides jeweils in der Staatsoper (U Gänsemarkt), DammtorstraßeWeihnachtskonzert der Symphoniker Hamburg So 25.12., 18.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Restkarten T. 35 76 66 66