Nicht jeder alte Schmuck ist gefragt. Experten schätzen und beraten

Glücklich sind diejenigen, die alte Schmuckstücke erben. Ob es sich hier um dicke, goldene Eheringe, fragile Ketten, kunstvolle Ohrgehänge oder anderes handelt – vieles davon ist neben dem monetären auch mit einem ideellen Wert behaftet, wurde mit großer Handwerkskunst gefertigt und vielleicht seit mehreren Generationen weitervererbt.

Doch wohin mit dem Goldschmuck, der nicht gefällt, aus der Mode gekommen ist oder einfach nicht passt? „Auf keinen Fall zum erstbesten Goldankauf gehen“, rät Reinhard Bochem, Geschäftsführer der Edelmetallscheideanstalt Schiefer & Co in der Ellmenreich-straße in Hamburg. Zu der seit 1923 bestehenden Scheideanstalt kann man sein Schmuckstück bringen und eine so genannte Familienscheidung durchführen lassen, bei dem exakt Legierung und damit der Feingoldanteil des Schmuckstückes analysiert wird.

Eine Zahn-Goldkrone wiegt zwei bis drei Gramm

Das eingeschmolzene Gold kann danach einem Goldschmied zur Weiterverarbeitung gebracht oder direkt in Bargeld umgewandelt werden. „Das meiste, was wir bekommen, ist kaputter, alter Schmuck“, sagt Reinhard Bochem. Doch auch Zahngold wird oft auf den Tresen gelegt. Auch hier wird der Feinmetallanteil analysiert und vergütet, was manches Mal zu Überraschungen führt. „Oft wird im Goldankauf um die Ecke so ein bisschen in der Hand gewogen, dann wird angeführt, dass der Zahn an sich so schwer sei – alles Unsinn“, warnt Bochem. „Eine Zahnkrone mit hohem Goldanteil bringt pro Gramm 30 Euro, da kommen schnell zwei bis drei Gramm zusammen. Zähne selbst haben kaum Gewicht!“ Gewarnt sei außerdem vor sehr hohen Preisen im Internet: Diese können nur gezahlt werden, wenn Schwarzgeld investiert wird. Niemals soll man seine Adresse im Internet hinterlegen, das lockt Einbrecher.

Kommt jemand mit einer goldenen Rolex, an der vielleicht sogar noch das Preisschild baumelt, wird das Unternehmen hellhörig. Und erscheint ein Kunde mit besonders schönen Stücken, wird er an ein Auktionshaus, einen Goldschmied oder an die Hanseatische Schmuck- und Uhrenbörse weitergeschickt. „Wir verkaufen gerne Schmuck, aber er muss dem Zeitgeschmack entsprechen“, sagt Annette Kroeger vom Auktionshaus Rotherbaum. „Begehrt ist Schmuck ab der Jahrtausendwende und Antikschmuck von vor 1920. Ringe gehen immer, Armbänder und Ohrhänger ebenso. Gar keine Nachfrage verzeichnen wir bei Broschen, Krawattennadeln oder Hutnadeln.“

Diese könnte man dafür der Hanseatischen Schmuck- und Uhrenbörse in den Colonnaden vorlegen, einem Kommissionshandel. „Wir sehen uns das Schmuckstück an, und wenn wir denken, dass es sich bei uns verkaufen lässt, wird es von Experten geschätzt, registriert, fotografiert und beschrieben und danach ausgestellt“, sagt Expertin Sabrina Görgen. Besonders 100 oder sogar 200 Jahre alte Broschen sind sehr gut veräußerbar, Spitzenpreise erzielen Schmuckstücke mit ausgefallenen Edelsteinen.

Da der Markt durch starke chinesische Aktivitäten wie leergefegt ist, sind Rubine und andere Edelsteine selten und extrem teuer geworden. Pro Monat, in dem das Stück ausgestellt wird, fallen 25 Euro Versicherungsgebühr an, beim Verkauf erhält der Kunde 70 Prozent des Verkaufspreises, die Schmuck- und Uhrenbörse bekommt 30 Prozent Provision. Die Preise der ausgestellten Schmuckstücke bewegen sich zwischen 3,50 Euro und 360.000 Euro.