Hamburg. Lürssen-Gruppe übernimmt Hamburgs Traditionswerft. 980 Jobs betroffen

Über die Zukunft der Traditionswerft Blohm+Voss wird künftig in Bremen entschieden. Die Lürssen-Gruppe mit Hauptsitz im Stadtteil Vegesack teilte gestern mit, sie übernehme das Hamburger Schiffbauunternehmen. Betroffen von dem Verkauf sind 980 Beschäftigte. In Hamburg wurde die Nachricht überwiegend positiv aufgenommen.

Bereits am vergangenen Wochenende habe man sich mit dem bisherigen Eigentümer, dem Fonds der britischen Investmentgesellschaft Star Capital Partners, verständigt, erklärte Lürssen. Über die Höhe des Kaufpreises sei Stillschweigen vereinbart worden.

Der Finanzinvestor Star Capital Partners hatte die Werft im Dezember 2011 von ThyssenKrupp erworben. Das Reparaturgeschäft konnte seitdem ausgebaut werden. Aber das Ziel, Neubauaufträge für Yachten zu gewinnen, gelang nicht. Seit dem 1. März 2015 führt der Niederländer Fred van Beers die Werft. Im Zuge seiner Umstrukturierungen wurde aus der Reparatursparte und der Neubausparte wieder ein gemeinsames Unternehmen. Die erhofften Neubauaufträge blieben aber auch unter seiner Führung aus.

Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) nannte den Verkauf an Lürssen eine wichtige und gute Entscheidung. „Sie ermöglicht Blohm+Voss, neue Kunden zu gewinnen und dadurch dauerhaft Beschäftigung am Standort Hamburg zu sichern.“

Lürssen gilt als einer der profiliertesten Yachtbauer in der Welt und ist auch im Marineschiffbau sehr aktiv. Das Bremer Familienunternehmen hatte schon 2011 Interesse an Blohm+Voss angemeldet, kam aber nicht zum Zug. Nun erklärte die Firma, sie wolle mit der Übernahme ihr Leistungsspektrum im Reparaturgeschäft für Yachten und kommerzielle Schiffe verstärken und den Kundenservice erweitern. „Zusätzlich möchten wir die Kompetenzen und Erfahrungen der Werft und ihrer Mitarbeiter im Neubau komplexer Marineschiffe nutzen, um deren Fertigung am Hamburger Standort fortzuführen“, sagte der geschäftsführende Gesellschafter der Lürssen Maritime Beteiligungen GmbH & Co. KG, Peter Lürßen. Die bisherige Strategie von Blohm+Voss, neue Yachten in Hamburg zu bauen, wird offenbar erst einmal nicht weiterverfolgt. „Inwieweit wir den Standort zukünftig zur Fertigung von Yachten nutzen werden, wird vor allem von der Marktentwicklung abhängen und ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu beantworten“, so Lürßen.

Dem Abendblatt sagte der Manager, Blohm+Voss behalte seinen Namen und werde als eigenständiges Unternehmen mit eigenem Management in Hamburg fortgeführt. Mit der Übernahme von Blohm+Voss verfügt die Unternehmensgruppe Lürssen, der in Hamburg bereits die Norderwerft gehört, künftig über sechs hoch spezialisierte Werften mit insgesamt rund 2800 Beschäftigten in allen norddeutschen Küstenländern.

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