Ach, du lieber Hirsch! Jetzt schlägt die Stunde der Knarzer und Röhrer. Am Ende droht vielen der Rotkohl

Der Hirsch lebt auf dem Berg, aber sein Schicksal hängt in der Küche. Diese nicht sehr zuversichtliche und streng auf das Kulinarische reduzierte Lebensperspektive bezüglich des bekannten Paarhufers stammt von Lü Buwei. Der Name soll Sie nicht weiter irritieren, er steht nicht für Leserüberwachung Bundesweit, sondern für einen chinesischen Philosophen.

Auch heute noch gibt es viele Menschen, die den Begriff Hirsch vorrangig im Zusammenhang mit Rotkohl verstehen. Dabei hat das stattliche Säugetier durchaus ein Recht auf Entfaltung auch außerhalb des Schmortopfes. Jetzt zum Beispiel fängt die Brunftzeit an. Da geben die Tiere Laute von sich wie unsereiner, wenn ihm Salmonellen durch das Gedärm strudeln. Da wird georgelt, geknarzt und geknört. „Der Hirsch, der röhret ganz gemein, er wird wohl nicht zufrieden sein“, analysierte Heinz Erhardt zutreffend. Zufrieden ist der Hirsch aber erst, wenn er sich – allen! – Kühen auf das Zutraulichste hat nähern können. Da aber, wie im richtigen Leben, lästige Nebenbuhler auf den Plan treten, kommt es zum Kräftemessen: Im Geweihkampf, aber auch im Schlammsuhlen und Wettpinkeln. Zwei lebensprallen Disziplinen, die sich bei menschlichen Paarungsritualen nicht recht durchsetzen konnten.

Die Hirschkühe harren derweil geduldig des Siegers und dann der weiteren erotischen Entwicklung. Wie man sieht, ist beim Thema Emanzipation im Wald noch viel Luft nach oben. Und der siegreiche Hirsch kommt später noch einmal groß raus – auf der Speisekarte. Doch auch Jäger leben gefährlich, zumindest in exotischen Revieren. Zu den berühmten letzten Worten zählt auch der Satz des Großwildjägers: „Eben war er noch da drüben ...“