Berlin.

Als typisch deutsch galt lange Zeit, eben nicht deutsch sein zu wollen, sich für diese Nationalität mitunter sogar zu schämen – aus geschichtlichen Gründen. Doch die Zeiten, in denen Deutschsein vor allem mit den Schrecken der NS-Zeit verbunden wurde, sind wohl vorbei. Spätestens seit dem WM-Sommermärchen vor zehn Jahren gibt es einen neuen Patriotismus – deutsch zu sein scheint wieder chic.

„Obwohl es uns ökonomisch gut geht wie selten zuvor, sind wir uns unserer selbst, unserer Identität nicht sicher genug“, beklagte trotzdem kürzlich Bundesinnenminister Thomas de Maizière im Magazin „Stern“ ein angeblich nach wie vor mangelndes Nationalbewusstsein. Die Deutschen, meinte der CDU-Politiker, wüssten nicht mehr genau, wer sie seien und wer sie sein wollten, was sie ausmache.

Eine repräsentative YouGov-Umfrage zeigt jetzt aber, dass die Erwachsenen in Deutschland genau wissen, wie sie das Deutschsein finden. Und auch, was ihre Identität ausmacht und wo sie sich am stärksten zugehörig fühlen.

Eine große Mehrheit von 61 Prozent verbindet demnach mit „Deutschsein“ etwas Positives – 31 Prozent davon finden es sogar „sehr positiv“. Gut ein Viertel (26 Prozent) sieht im Deutschsein „etwas Neutrales“, sechs Prozent finden es „eher negativ“, zwei Prozent „sehr negativ“. Der Rest machte keine Angabe. Wer die Menschen in Deutschland fragt, was ihre gefühlte Identität am besten beschreibe, erhält differenzierte Antworten: Nur 31 Prozent sagen demnach am ehesten „Ich bin Deutscher“. 13 Prozent fühlen sich mehr ihrer Region verbunden, also etwa als Schwabe, Franke oder Rheinländer, zwölf Prozent einer Stadt, elf Prozent dem Bundesland. Jeweils zehn Prozent behaupten von sich, in erster Linie „Europäer“ oder gar „Weltbürger“ zu sein. Die größte Identifikation mit dem Bundesland gibt es im innerdeutschen Ländervergleich übrigens in Bayern und in Hamburg.

Auch die liebsten EU-Länder der Deutschen ermittelte die Umfrage. Hier zeigt sich ebenfalls das erstarkte Selbstbewusstsein der Nation. Denn das liebste europäische Land der Deutschen ist – Deutschland. 47 Prozent der Erwachsenen geben die Bundesrepublik als EU-Lieblingsland an. Genannt von sieben Prozent folgt dann Italien.