Ich sehe mich selbst vor meinem inneren Auge: Damals an der Haltestelle, die rechte Hand tief in der Hosentasche, nach dem Fahrgeld grabend. Drei der vier Groschen sind mit einem Kaugummi verklebt, ich muss sie auseinanderpulen. Ich komme gerade aus dem Freibad und meine Finger sind schon wieder schmutzig. War ja auch nur ich im Wasser und nicht meine selbstabgeschnittene Nietenhosenbermuda. Die Sonne steht schon etwas tiefer über dem Gasometer, neben dem ich wohne – gleich beim Rangierbahnhof. Die Aromen von Straßenstaub und Schwimmbadchlor vermischen sich in meiner Nase. Ein endloser Tag ist dann doch irgendwann vorbei. Ich habe ihn im Freibad genossen, mal als Seewolf, mal als Tarzan, mal als Jacques Cousteau. Und morgen werde ich das wieder tun. Ferien sind so toll.

Ich schließe mein inneres Auge und öffne die äußeren. Der Stau hat sich nur wenig bewegt. Langsam läuft mir die Zeit davon. Da verstehen die Projektleiter wenig Spaß: Wenn sie sagen, der Ferienkurs ist um zwei zu Ende, soll man seine Kinder auch um zwei abholen. Egal, ob man um die Ecke wohnt, oder ganz von Harburg nach Altona muss. Meine Kinder lernen, wie man einen Spielfilm dreht – so richtig mit Kamera, Ton und Klappe, Beleuchtung, Maske und Kostüm. Ist mittlerweile auch nicht viel teurer, als Schwimmbad – Bäderland sei Dank. Ich nehme meine Kinder in Empfang. Sie sind blitzsauber. Was ist bloß aus den Ferien geworden?