Berlin.

Mit dem Welt-Hepatitis-Tag am 28. Juli 2016 wird in diesem Jahr an die „stillen Killer“ erinnert: Vor allem Hepatitis B und C betreffen laut der Deutschen Leberhilfe allein in Deutschland Hunderttausende. Experten gehen davon aus, dass die meisten Infizierten nicht wissen, dass sie das Virus in sich tragen. Weltweit leidet einer von zwölf Menschen an Hepatitis B und C, die Virushepatitis sorgt für mehr Tote als das HI-Virus oder die Malaria. Dabei ließe sich eine Erkrankung durch Vorbeugung, rechtzeitige Diagnose und Therapie verhindern. „NOhep – für eine Welt ohne Hepatitis“ heißt daher die internationale Kampagne der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Wie steckt man sich mit Hepatitis B und C an?

Für eine Entzündung der Leber, die Hepatitis (hepar, griechisch für Leber), gibt es verschiedene Ursachen. Neben Viren können Bakterien, aber auch Vergiftungen wie etwa durch Alkohol oder eine Autoimmunerkrankung für die Entzündung verantwortlich sein.

Von den fünf Virenarten betreffen B und C allein in Deutschland laut der Leberhilfe Hunderttausende. „Verschmutzte Bestecke bei Drogenabhängigen sind die häufigste Ursache für die Hepatitis-C-Infektion“, sagt Professor Claus Niederau, Gastroenterologe, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Katholischen Klinikum Oberhausen und Vorsitzender der Patientenorganisation Deutsche Leberhilfe. Eine Übertragung beim Sex ist möglich, aber sehr selten. Auch Blutprodukte können mit Hepatitis-C-Viren infiziert sein, zum Beispiel in nordafrikanischen Ländern. „Bei uns in Deutschland sind sie seit 1992 sicher“, beruhigt Niederau. Durch infiziertes Blut gelangen die Viren dann über die Blutbahn oder die Schleimhäute in den Körper.

Auf diese Weise kann auch das Hepatitis B-Virus übertragen werden, mit dem man sich nach Worten von Niederau ebenso durch sexuelle Praktiken anstecken kann – oder es wird von der infizierten Mutter auf ihr Neugeborenes übertragen. „Gefährlich können darüber hinaus Piercings oder Tätowierungen sein, die nicht unter hygienischen Umständen entstehen“, sagt Nadezda Pampalova, Ärztin mit langjähriger Erfahrung in der Behandlung Hepatitiserkrankter und medizinische Beraterin bei der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD).

Warum sind die Erkrankungen so
gefährlich?

Eine virale Hepatitis verläuft oft schleichend über 20 bis 40 Jahre, da die Leber nicht schmerzt. Man muss diese Infektionen in der Regel durch einen Bluttest erkennen. Sonst können sich schwerwiegende Folgen wie eine Leberzirrhose oder ein Leberkrebs entwickeln“, erklärt Professor Niederau. Bei einer fortgeschrittenen Zirrhose helfe in der Regel nur noch eine Transplantation. Hepatitis C ist laut der Deutschen Leberhilfe eine der häufigsten Gründe für Lebertransplantationen.

Welchen Plan gibt es, um Hepatitis B und C auszurotten?

Die WHO-Strategie, die von 194 Mitgliedsstaaten getragen wird, will diese Viruserkrankungen bis 2030 durch die Umsetzung einer Reihe von Vorbeugungs- und Behandlungszielen auslöschen. „Gegen Hepatitis B werden in vielen Ländern schon Kleinkinder flächendeckend geimpft, zum Beispiel in Deutschland. Das müsste auch in allen afrikanischen Staaten oder in Teilen von Asien geschehen, denn von dort bringen viele Menschen die Erkrankung mit, wenn sie einwandern“, sagt Claus Niederau. Zwar gebe es gegen Hepatitis C keine Impfung, doch könne sie in fast allen Fällen geheilt werden.

Dafür sorgen neue Tabletten, die meist nur acht bis zwölf Wochen eingenommen werden müssten – laut dem Experten eine medizinische Sensation: Sie haben praktisch keine Nebenwirkungen und führen bei über 95 Prozent der Patienten zum Erfolg. Deshalb wird diese sehr effektive Therapie laut Niederau trotz der hohen Kosten ab 40.000 Euro von den Krankenkassen bezahlt. „Man sollte mit seinem Arzt offen über die eigene Situation sprechen, damit er einen individuellen Behandlungsplan entwickeln kann“, empfiehlt Patientenberaterin Pampalova.

Was muss noch geschehen?

„Das größte Problem hierzulande ist die Tatsache, dass die Hepatitis so oft nicht erkannt wird“, sagt Professor Niederau. Erhöhte Leberwerte sollten ein Warnzeichen sein. Auch gelte es, Risikogruppen in den Blick zu nehmen – also etwa Drogenabhängige oder Menschen, die vor 1992 eine Bluttransfusion bekommen haben. Aufmerksam sollte auch werden, wer am Arbeitsplatz Kontakt mit fremdem Blut hat.

Und weil viele Migranten aus Ländern in Asien oder Afrika kommen, in denen Hepatitis B und C häufig auftritt, empfehlen Experten des Robert Koch-Instituts, sie mithilfe von Bluttests zu überprüfen, gegebenenfalls gegen Hepatitis B zu impfen und Betroffene zu behandeln, damit sie niemanden aus ihrem Umfeld anstecken.

Kann man vorbeugen?

„Besonders gefährlich leben Homosexuelle, die Drogen nehmen“, sagt Professor Niederau, der generell zu „safer sex“ und Drogenabstinenz rät – vor allem im Ausland. Dort kann auch ein Krankenhausaufenthalt oder eine Bluttransfusion Risiken bergen, zum Beispiel in einigen Ländern Afrikas. Deshalb: sich zu einer Behandlung am besten nach Hause fliegen lassen.