Berlin.

Lachen, Stirnrunzeln, Wind, Wetter und Sonne setzen der Haut über die Jahre zu. Sie verliert an Elastizität und Widerstandsfähigkeit – es bilden sich Falten. Um dem Wunsch nach ewig glatter Haut zu entsprechen, arbeiten Experten an immer neuen Wegen dem Prozess des Alterns entgegenzuwirken. Doch ist das wirklich möglich oder nur Geldmacherei? Drei Experten beraten.

Wie entstehen Falten ?

„Es gibt zwei Sorten von Falten – die eine entsteht, weil sich die Muskulatur durch die Mimik bewegt. Die andere ist eine Folge des zurückgehenden Unterhautfettgewebes: die Haut wird weniger elastisch“, erklärt Experte Dr. Said Hilton, Leiter des Medical Skin Center Düsseldorf. Das hat natürlich mit dem Alter zu tun. Dr. Afschin Fatemi, Leiter der S-thetic Gruppe, ergänzt: „Es werden nicht mehr so viele und so schnell Hautzellen nachproduziert.“ Er weiß jedoch: Auch die körpereigene Bildung von Hyaluronsäure, Kollagen und Elastin machen es möglich, dass die Haut dehnbar und straff ist.

Funktioniert Vorbeugung?

Man hat eine 50-50-Chance, mehr oder weniger tiefe Furchen zu bekommen: „50 Prozent sind der genetischen Veranlagung geschuldet, die anderen 50 Prozent haben mit dem Verhalten zu tun“, sagt Hautarzt Hilton. Was bedeutet: Wer wenig schläft, raucht und viel Alkohol trinkt, schadet seiner äußeren Hülle. Hinzu kommen Umwelteinflüsse wie Smog oder UV-Strahlung. Dr. Stefan Duve vom Haut- und Laserzentrum an der Oper in München empfiehlt daher stets ausreichenden Sonnenschutz und rät von Sonnenbankbesuchen ab.

Dr. Fatemi ergänzt: „Eine gesunde Lebensweise, Sport, frische Luft, die Zufuhr von Vitaminen und Mineralstoffen sind eine gute Voraussetzung, die Haut länger jung zu erhalten.“ Mit Sport wird etwa der Stoffwechsel angeregt, das Immunsystem gestärkt und der Stress im Körper abgebaut. Lebensmittel mit Antioxidantien (vermehrt in violetten Lebensmitteln wie Auberginen und Heidelbeeren) helfen der Haut laut Fatemi, sich vor freien Radikalen zu schützen. Ein wichtiger Faltenschutz: Wasser. „Fehlt es dem Körper, so lässt er die Haut diesen Mangel als Erstes spüren“, sagt der Dermatologe.

Welche Wirkstoffe helfen?

„Testreihen haben ergeben, dass bestimmte Inhaltsstoffe von Cremes Falten mildern können: Retinol, Vitamin-A-Säure, Vitamin C sowie Proteine und Eiweiße, die als Wachstumsfaktoren fungieren“, sagt Dr. Stefan Duve. Vitamin C gilt als das Anti-Aging-Vitamin, da es freie Radikale unschädlich macht und maßgeblich am Aufbau von Kollagen beteiligt ist. Das gilt auch bei Retinol als erwiesen.

Gemeinsam mit seinen Kollegen hebt Duve die Bedeutung von Hyaluronsäure zur Hydration der Haut hervor. „Sie hilft besser als Kollagen, Falten aufzufüllen – allerdings bleibt sie nur kurz in der Haut“, erklärt Hilton. Er polstert diese daher mit einer Reihe von Hyaluronspritzen auf flüssige Weise quasi von innen auf – Skin-Boosting nennt sich das, ein Effekt, der laut Hilton mehrfach wiederholt wird und dann rund ein halbes Jahr anhält. Dr. Fatemi möchte mit Wirkstoffen wie Jojobaöl Enzyme aktivieren, welche die Hyaluronsäureproduktion anregen und zugleich ihren Abbau hemmen.

Können Cremes mit diesen Zusätzen wirklich glätten?

Dass Cremes mit den neuen Wirkstoffen dabei helfen, die Haut glatter und frischer aussehen zu lassen, darin sind sich die Experten einig. Wer hofft, tiefe Falten auf diese Weise auszulöschen, wird jedoch enttäuscht. Ein Grund laut Dr. Fatemi: „Die Moleküle sind zu groß, als dass sie von außen aufgetragen in die tieferen Hautschichten eindringen und ihre Wirkung entfalten können. Allerdings kann ein Hyaluronsäureserum zumindest die oberste Hautschicht wieder aufpolstern und für einen optischen Frischekick sorgen.“ Auch die Stiftung Warentest zerstört die Erwartungen an Antifaltencremes: Neun getestete Produkte fielen mit der Note „mangelhaft“ beim Qualitätsurteil durch (Test 1/2016). Die Tester stellen keine sichtbare Wirkung von Anti-Aging Stoffen wie Pro-Retinol A fest und empfehlen gute, pflegende Tagescremes mit UV-Schutz. Sie sollen die Haut ebenso gut mit Feuchtigkeit versorgen, seien aber meist deutlich günstiger als spezielle Antifaltencremes.

Gibt es den Botoxeffekt ohne Spritze?

Zumindest vorübergehend. Biotulin ist ein kosmetischer Wirkstoff, der aus Pflanzenextrakten gewonnen und meist als Creme aufgetragen wird. Afschin Fatemi: „Sein Hauptbestandteil ist Spilanthol, das als Lokalanästhetikum zum Einsatz kommt. Es reduziert die Muskelkontraktion.“ Übersetzt gesprochen: Mimikfalten glätten sich kurzzeitig, weil die verantwortlichen Muskeln leicht gelähmt werden. „Dieser Effekt hält höchstens für ein Speeddate, weil er spätestens nach zwei Stunden verschwindet“, sagt Dr. Hilton.

Welche Alternativen gibt es?

Eine immer bunter werdende Palette von Faltenkillern steht zur Auswahl. Laser und Fruchtsäurepeelings tragen alte Hautschichten ab und sorgen dafür, dass die Haut sich erneuert, somit frischer und glatter aussieht. Mikro- oder Ultraschallwellen erwärmen das tief liegende Kollagen. „Es zieht sich zusammen und strafft so die Haut“, sagt Dr. Fatemi.

Dr. Duve nutzt häufig eine Technik, bei der er mithilfe einer ultrafeinen Nadel Fäden unter die Haut bringt, die vom Körper abgebaut und durch eigenes Bindegewebe ersetzt werden („corean lifting“).

Dr. Hilton kombiniert das bereits geschilderte Skin-Boosting gern mit einem sogenannten Vampire-Lifting, bei dem eigenes Blut aufbereitet und auf die Haut aufgetragen wird. Hilton: „Die enthaltenen Wirkstoffe sollen die Zellerneuerung anregen.“ Eins haben alle Verfahren gemeinsam: Sie müssen nach einigen Monaten wiederholt werden und kosten 500 bis mehrere Tausend Euro.

Welche Methode passt zu welcher Haut?

Experten raten zu einer ästhetischen Beratung bei einem Dermatologen, der alle Methoden der Faltenbehandlung anbietet. „Dabei wird der Bedarf analysiert und überlegt, wie man am besten gegen individuelle Hautprobleme vorgehen kann“ sagt Said Hilton. Es helfe, Fotos der Eltern mitzubringen. So könne der Experte die Veranlagung am besten beurteilen. Um die 50 Euro kostet eine solche Beratung.

Das Ergebnis sollte laut Dr. Hilton ein gepflegtes, gut aussehendes und möglichst natürliches Altern sein. „Übertrieben geglättete Gesichter, wie bei manchem Hollywoodstar, sind in Deutschland nicht das Ziel.“