Als im Jahr 1933 von den Nazis Bücher missliebiger Autoren verbrannt werden, besucht Germanist Ernst Pfeiffer (Matthias Lier) die zurückgezogen lebende alte Lou Andreas-Salomé (Nicole Heesters). Betreut wird sie von Haushälterin Mariechen (Katharina Schüttler). Es gelingt ihm, ihre Kratzbürstigkeit zu überwinden und sie von ihrem erstaunlichen Leben erzählen zu lassen. Diese Situation bildet die Rahmenhandlung des Films.

Die Deutsch-Russin Andreas-Salomé wurde 1861 in St. Petersburg geboren. Schon als Kind wild und unabhängig, entwickelte sie später einen unbändigen Freiheitsdrang. Heiratsanträge lehnte sie ab, sie wollte niemandem gehören. Als eine der ersten Frauen begann sie ein Studium in der Schweiz, war mit Friedrich Nietzsche, Rainer Maria Rilke und Sigmund Freud bekannt, wurde Schriftsellerin und Psychoanalytikerin.

Cordula Kablitz-Post ist bisher mit Dokumentarfilmen über Christoph Schlingensief und Pierre Brice bekannt geworden. Hier hat sie dieser heute viel zu wenig bekannten Frau ein filmisches Denkmal gesetzt. In „Lou Andreas-Salomé“ wird die Protagonistin von vier Schauspielerinnern in unterschiedlichen Lebensphasen gespielt. Die größte Rolle davon hat Katharina Lorenz, die beiden anderen sind Liv Lisa Fries und Helena Pieske. Zum starken Cast gehören auch noch Alexander Scheer und Peter Simonischek. Die Regisseurin lässt sie bei Ortswechseln durch dreidimensionale Postkartenlandschaften gehen, ein ungewöhnlicher inszenatorischer Einfall in einem gerade auch in seiner Bildsprache überzeugenden Film.

„Lou Andreas-Salomé“ D/A 2016, 113 Min.,
ab 6 J., R: Cordula Kablitz-Post,
D: Katharina Lorenz, Nicole Heesters, Liv Lisa Fries, täglich im Elbe, Koralle; wildbunch-germany.de/movie/lou-andreas-salome