Zur Fußball-EM stellt LIVE französische Lokale in Hamburg vor

    „Gehe in deiner Arbeit auf, nicht unter“, lautet ein Sprichwort von Jacques Tati. Zu finden ist der Spruch auf der Webseite jenes Hamburger Bistros, das sich nach dem hintersinnigen französischen Schauspieler und Regisseur benannt hat. Und das Team um die Betreiber Olivier Krummel und Miriam Augustin-Krummel beherrscht die Kunst des erfüllenden Arbeitens, wie es scheint, allerbestens. In dem schmalen Lokal an der Bellealliancestraße wird das viel zitierte Savoir-vivre groß geschrieben, ohne daraus eine folkloristische Masche zu machen.

    Die Tische stehen nicht ganz so eng wie in so manchem Pariser Bistro, dennoch besitzt das Tati ausreichend Schummrigkeit und anachronistischen Charme, um französisches Flair zu zaubern. Sofort ins Auge fällt der Tresen, auf dem Zitronen- und Schokotartes kulinarisch verlocken. Eine schmale Treppe führt vom Erdgeschoss in zwei weitere Gasträume. Der Blick schweift übers Bücherregal, das einen Vorgeschmack auf das zu Erwartende liefert: „Bocuse – die neue Küche“ ist da ebenso zu lesen wie „Grand livre de cuisine d’Alain Ducasse“. Doch die ­realen Gaumenfreuden sind dann doch um einige Längen besser, als Rezepte anzuschauen.

    Die Spezialität im Tati sind die Galettes, also herzhaft gefüllte Buch­weizenpfannkuchen, die ursprünglich aus der Bretagne stammen (ab 5,50 Euro). Für Inhaber Olivier Krummel, der eine französische Mutter hat, schmecken die Galettes vor allem nach Kindheit, nach Ferien bei seiner Oma Genevieve. Und auch, wenn Großmütter natürlich per se die köstlichsten Speisen zubereiten, sind die Galettes im Tati einfach großartig. Die Bedienung – lässig, freundlich, flott – bringt eine Galette chèvre mit Ziegenkäse, Thymianhonig und Rotweinzwiebelkonfit (10,50 Euro), dazu ein Glas Juno Sangiovese mit Aromen von Beeren und Kräutern (0,1 l, 3,50 Euro). Mmh!

    Überhaupt ist die Weinauswahl üppig und fein, denn anfangs lag der Fokus im Tati deutlich auf dem Bacchantischen, die Speisen kamen erst nach und nach dazu. Und da munden auch die süßen Sachen. Bei den Crêpes-Variationen (ab 2,90 Euro) ist die Suzette der Hit (5,90 Euro). Auf dem kunstvoll gefalteten, dünnen Teig finden sich Orangenstücke, die mit Grand Marnier flambiert und mit Mandelstückchen garniert sind – fruchtig, nussig und einfach unfassbar lecker.

    Fazit: Das Tati ist ein Bistro, in dem sich sowohl eine schnelle Suppe (ab 3,50 Euro) oder Quiche (ab 4 Euro) essen als auch ein kompletter Abend verplaudern lässt. Bei gutem Wetter wiederum können Gäste vorzüglich an den Tischen auf dem Bürgersteig vor dem Bistro verweilen. Und wer bei Stadtteilfesten künftig einen Food-Truck mit der Aufschrift Tati erspäht, der darf sich auf die mobile Bistroversion freuen. So oder so: Genuss pur.

    Bistro Tati Bellealliancestr. 35 (U Christuskirche), Mo-Do 17.00-0.15, Fr 17.00-1.00,
    Sa 10.00-1.00, So 10.00-0.15, T. 18 01 76 11; www.facebook.com/BistroTati