Die Wechseljahre sind für viele Frauen mit Beschwerden verbunden. Fachärzte können mit speziellen Behandlungen helfen. Aber auch mit Sport und Yoga lässt sich schon einiges erreichen

    Schlafstörungen, Hitzewallungen, Herzrasen – jede Frau erlebt die Wechseljahre anders. „Ein Drittel aller Frauen spürt wenig von den Wechseljahren, ein weiteres Drittel kommt ganz gut zurecht, aber einem Drittel geht es richtig schlecht. Warum das so ist, wissen wir nicht. Hat eine Patientin Beschwerden, sollte sie zügig zum Arzt gehen“, sagt Dr. Katrin Schaudig vom Hormonzentrum Hamburg. „Wichtig ist der Arztbesuch auch, um abzuklären, ob die Beschwerden wirklich von den Wechseljahren kommen“, ergänzt ihre Praxispartnerin Dr. Anneliese Schwenkhagen, Vorstandsmitglied der Deutschen Menopause Gesellschaft.

    Die Wechseljahre bedeuten das Ende der Fruchtbarkeit. In den Eierstöcken sind nur noch wenige Eizellen verblieben und diese schlummern meist vor sich hin. Die Eierstöcke stellen daraufhin die Hormonproduktion ein. Die Ursache: Jede Eizelle umhüllt ein sogenannter Follikel. Dieser
    Follikel ist die wesentliche Quelle der weiblichen Östrogenproduktion und bildet, wenn er heranreift, zunächst Östrogen und nach dem Eisprung auch Gelbkörperhormon (Progesteron). Dieser Vorgang wiederholt sich normalerweise Zyklus für Zyklus. Reifen keine Eizellen mehr heran, fehlt die zyklische Hormonproduktion (etwa im Alter von 50 Jahren). Deutlichstes Zeichen: Die Blutungen bleiben aus, die Menopause, das heißt die letzte natürliche Blutung ist da. „Das weiß man natürlich immer erst im Rückblick. Wenn man nicht schwanger werden möchte, sollte man verhüten, bis man sicher ist, die Menopause erreicht zu haben“, betont Schaudig.

    Da Östrogen und Gelbkörperhormon nicht nur für die Fortpflanzung bedeutsam sind, muss sich die Frau – wie zuvor in der Pubertät – körperlich und psychisch auf diese neue Situation einstellen, die zudem von gesellschaftlichen und individuellen Wertvorstellungen geformt ist. „Bereits in den Jahren vor der Menopause kann es zu Blutungsstörungen, Spannungen in den Brüsten, Wassereinlagerungen, Kopfschmerzen oder Stimmungsschwan-kungen kommen, weil die Hormone schwanken und die Eireifung nicht mehr richtig abläuft. Dieses Schwan-kungen können wir hormonell glätten, sofern die Patientin das wünscht“, erläutert Dr. Anneliese Schwenkhagen. Mit dem Eintritt der Menopause ändern sich die Beschwerden. Hitzewallungen, Verstimmungen, Schlafstörungen, Gelenkschmerzen und trockene Schleimhäute können auftreten. „Wir befragen unsere Patientinnen intensiv. Treten Brustspannungen auf oder nur noch Hitzewallungen? Damit geben sie uns wertvollere Hinweise, als wir, mit einigen Ausnahmen, aus einer Hormondiagnostik erfahren würden“, sagt Dr. Katrin Schaudig. Diese Gespräche laufen nicht nach Schema F ab.

    Das wichtigste Kriterium für oder gegen eine Hormontherapie ist der Leidensdruck der Frau. Wenn die Frau keine Gebärmutter mehr hat, reicht es aus, nur Östrogen zu nehmen (Monotherapie). Sonst wird eine Kombination von Östrogen und Gelbkörperhormon verschrieben (Kombinationstherapie). Dabei muss die Dosierung so hoch wie nötig sein, um die Beschwerden zu lindern und so niedrig wie möglich, um die Risiken möglichst gering zu halten. Die Zeit, dass Hormone wie „Smarties“ verteilt wurden, ist vorbei. Die beiden Ärztinnen, die einen guten Überblick über alle vorliegenden Studien haben, kommen zu dem Schluss: „Um ausgeprägte klimakterische Beschwerden zu lindern, ist die Gabe von Hormonen die wirkungsvollste Therapie. Viele Frauen sind nach einigen Wochen sogar komplett beschwerdefrei.“

    Bei einer Kombinationstherapie kann das Brustkrebsrisiko steigen

    Was wirkt, hat auch Nebenwirkungen. „Deshalb muss Nutzen gegen Risiko sorgfältig abgewogen werden“, betonen die Expertinnen. Das Thromboserisiko könne man fast vollständig senken, wenn die Östrogene als Pflaster oder Gel genommen werden. Werde die Therapie unmittelbar beziehungsweise wenige Monate nach dem Eintreten der Menopause begonnen, hat die Behandlung vermutlich auch keinen Einfluss auf das Herzkreislaufsystem. Vorausgesetzt, es gibt keine anderen Risiken. Natürlich schütze die Therapie sehr wirksam vor Osteoporose. Sie aber nur deshalb zu verschreiben, sei unsinnig. „Bekannt ist, dass bei einer Kombinationstherapie nach fünf Jahren das Brustkrebsrisiko steigt. Eine Monotherapie mit Östrogen hat offenbar nur einen geringen Einfluss auf das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken und kann es möglicherweise sogar senken“, sagen die Ärztinnen. Allerdings kann nach oder bei Brustkrebs keine Hormontherapie eingesetzt werden. Hatte die Frau bereits eine Lungenembolie, eine Thrombose, einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erlitten oder ist der Stoffwechsel gestört, müsse man sehr genau prüfen, ob eine Therapie möglich ist.

    Doch es gibt Alternativen, so die Ärztinnen. „Auch wenn die Hormonersatztherapie mit Sicherheit die effektivste Therapie ist, ist sie keineswegs immer nötig. Häufig reichen alternative Methoden.“ Dazu zählen Sport und Bewegung wie Yoga, Akupunktur, Hypnose oder kognitive Verhaltenstherapie, Präparate der Traubensilberkerze oder eine Reihe von Antidepressiva, die häufig gegen Hitzewallungen helfen. Wichtig sei, so die Ärztinnen, dass selbst die beste Beratung nicht garantiert, dass die richtige Therapie gefunden wird. Wechseljahre sind eben komplex und immer anders.