Berlin.

Eine rosige Gesichtshaut gilt als Zeichen guter Gesundheit – doch wenn das Rosa in Rot übergeht und die Rötungen lange anhalten oder sogar permanent auftreten, steckt womöglich eine Krankheit dahinter: „Eine Mischung aus Regulationsstörungen des Gefäßsystems im Zusammenhang mit entzündlichen Vorgängen in der Nähe von Talgdrüsen“ – so definiert der Hamburger Dermatologe Prof. Volker Steinkraus das Leiden, das Patienten monate- oder sogar jahrelang verunsichert und quält, bis sie schließlich doch einen Arzt aufsuchen und die Diagnose erhalten: Rosazea.

Merkmale der Erkrankung:

„Eine Rosazea kann auf so unterschiedliche Weise in Erscheinung treten, dass mitunter selbst Fachleute Schwierigkeiten haben, sie zu erkennen“, sagt Prof. Christos Zouboulis, Chefarzt der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Klinikums Dessau. Sie entwickelt sich in den meisten Fällen erst vom dritten Lebensjahrzehnt an. Da an Rosazea hauptsächlich Menschen mit sehr heller Haut erkranken, wird sie auch als „Fluch der Kelten“ bezeichnet.

Man unterscheidet zwischen drei Stadien, wobei sich die Krankheit zu Beginn, in einem Vorstadium, nur mit gelegentlichen Rötungen bemerkbar machen kann, und die Stadien nicht zwingend ineinander übergehen.

Im ersten Stadium treten dann hauptsächlich flächige dauerhafte Rötungen (Erytheme) in der Gesichtsmitte auf, hervorgerufen durch weitgestellte Äderchen. Auch die Äderchen selbst können sichtbar werden, Ärzte sprechen in diesem Zusammenhang von Teleangiektasien (TAE).

„Rosazea kann das gesamte Gesicht betreffen, aber typischerweise beschränkt sie sich primär auf die konvexen Areale, also Wangen, Kinn, Stirn und Nasenrücken“, sagt Prof. Volker Steinkraus, Leiter des Dermatologikums Hamburg. „Rücken oder Dekolleté zeigen keine Auffälligkeiten.“

Im zweiten Stadium kommen zu den Rötungen kleine Entzündungen und Pusteln sowie Miniknötchen, sogenannte Papeln, hinzu. Unter dieser Rosacea papulopustolosa, nicht zu verwechseln mit einer Akne, leiden laut Steinkraus die meisten Patienten.

Extrem selten ist das Stadium drei mit Talgdrüsenwucherungen und dicken Knoten im Nasenbereich. „In diesen Fällen kann es, vor allem bei Männern, zu einer völligen Veränderung der Gesichtsanatomie kommen“, sagt Zouboulis. Derartige Verwachsungen werden zwar despektierlich als „Säufernase“ bezeichnet, „dabei begünstigt Alkohol die Symptome zwar – aber es besteht kein obligater Zusammenhang zwischen Alkohol und dieser Form der Rosazea“. Bei einigen Patienten zieht die Erkrankung die Augen in Mitleidenschaft, und verursacht Rötungen und Lidentzündungen. Während die Grundformen der Rosazea in der Regel weder Schmerzen noch Brennen oder Juckreiz auslösen, machen sich einige Sonderformen durch spontan auftretende Entzündungen mit eitrigen schmerzhaften Pusteln bemerkbar.

Ursachen und Trigger:

Rosazea-Patienten leiden unter einer Überempfindlichkeit des Gefäßsystems in der Gesichtsmitte, die zu einer Weitstellung der Äderchen führt. Die Ursachen dafür sind jedoch weitgehend unbekannt – fest steht lediglich, dass es eine genetische Disposition geben muss, zu der andere Faktoren hinzukommen.

Manche Wissenschaftler haben eine Milbe im Verdacht, die Rosazea auszulösen oder zumindest zu verstärken: die Haarbalgmilbe (Demodex folliculorum). Je älter der Mensch, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass die an sich harmlosen Milben seine Haut besiedeln. Der Befall hat nicht zwingend gesundheitliche Auswirkungen, kann aber bei schlechtem Allgemeinzustand, besonders starker Milbendichte, falscher oder schlechter Hygiene und weiteren Begleitumständen zu Hautkrankheiten führen. Auch Darmbakterien (Helicobacter Pylori) sowie verschiedene Stoffwechselerkrankungen werden unter Experten als mögliche Auslöser diskutiert.

Wesentlich besser als die Ursachen sind die Trigger bekannt, also die Reize, die eine bestehende Rosazea akut verschlimmern. Dazu gehören etwa ausgedehnte Sonnenbäder, abrupte Wechsel zwischen Wärme und Kälte, zum Beispiel bei einem Saunabesuch, und auch bestimmte Nahrungsmittelreize, wie besonders scharfes Essen oder Alkohol. „Auch Stress und körperliche Anstrengung können sich negativ auswirken“, sagt Volker Steinkraus.

Behandlungsmöglichkeiten:

Da die Rosazea nicht heilbar ist, beschränken sich Therapiemöglichkeiten auf symptomatische Behandlungen. Patienten, die lediglich unter Rötungen und sichtbaren Äderchen leiden, bekommen meist gefäßverengende Cremes verschrieben. Gegen die geweiteten Äderchen hilft auch eine Laserbehandlung. In jedem Fall spiele die richtige Hautpflege eine wichtige Rolle, so die Experten. Eine spezielle Massagetechnik kann ebenfalls positive Effekte haben: Die Gefäße werden dadurch zunächst weitgestellt (Vasodilatation), sodass sich die Haut stark rötet. Etwa eine Stunde später gehe die Rötung deutlich zurück, bis sie wesentlich schwächer sei als vor der Behandlung. „Sobald die Augen betroffen sind oder Pusteln und Papeln auftreten, ist es mit Cremes in der Regel nicht mehr getan“, sagt Zouboulis. Antibiotika, bei denen man sich die antientzündliche, nicht die antibiotische Wirkung zunutze macht, kommen dann zum Einsatz. Doch gerade dieses zweite Stadium sei gut behandelbar, so Steinkraus. Im dritten Stadium, wenn es bereits zu Verwachsungen der Nase gekommen ist, bleibt nur die Operation, um die Anatomie wiederherzustellen.